Monat: Mai 2020
Die Königsdisziplin des Christseins…
Allgemein wird die Feindesliebe als die besondere Herausforderung im christlichen Glauben gesehen. Eigene Erfahrungen und Berichte aber zeigen, dass die Bruderliebe tatsächlich die größere Herausforderung ist.
Feindesliebe hat den großen Vorteil des Abstands und der Distanz. Eine größere Nähe und weniger Distanz besteht zu Brüdern und Schwestern, deshalb sieht man auch mehr von deren Eigenheiten, was manchen nicht leicht fällt zu akzeptieren.
Verstärkt wird dies durch den zunehmenden Einfluss des Perfektionismus, dessen Blick sich nicht auf das Gute konzentriert, sondern auf die Mängel und Fehler. Jemanden zu lieben, bei dem ich im Wesentlichen nur die Fehler sehe, ist nicht möglich.
Die Bruderliebe ist wirklich die Königsdisziplin im christlichen Glauben. Jesus lässt da keinen Zweifel aufkommen: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Joh. 13,35. Es ist eine Herausforderung für alle Gläubigen und am Ende das einzig wirkliche Erkennungszeichen für Gottes Gemeinde.
Wir wünschen allen Gottes Segen bei den täglichen Übungen in der Königsdisziplin unseres Glaubens.
Fromme Masken lassen Menschlichkeit schwinden
Der perfekte Mensch ist eine Illusion. Wer diese Illusion aufrechterhalten will, dem bleibt nur eine, meist fromme, Maske, die Ursache mittlerweile vieler Spannungen und Konflikte.
Die fromme Maske verbirgt das wahre Gesicht, die Persönlichkeit mit all den Spuren, die das Leben hinterlassen hat.
Die fromme Maske, die Perfektion vortäuschen soll, verhindert auch den eigenen Blick auf sein Gesicht, das vielleicht verunreinigt oder verletzt ist und behandelt werden müsste, um heilen zu können. Das ist die Dramatik. Fromme Masken verhindern Heilung, somit können aus kleinen Wunden größere Eiterherde entstehen. Genauso dramatisch ist, dass der Gedanke einer Heilung damit generell aus dem Blickfeld schwindet im Umgang mit Menschen, aber auch in der Beziehung zu Gott.
So berauben fromme Masken einem das Menschliche, die Persönlichkeit und das Göttliche, Gottes unbeschreibliche Liebe zu uns Menschen, seine Gnade und Barmherzigkeit denen gegenüber, die mit ihren Fehlern offen zu ihm kommen.
Wir wünschen allen den Mut, die Kraft, Gottes Geist und Freude sein Gesicht offen zu zeigen (trotz aktuellem Mund-Nasenschutz).
Liebe darf nicht durch Ehrfurcht erdrückt werden
Ein gutes Gleichgewicht zwischen Ehrfurcht und Liebe ist in lebendigen Beziehungen extrem wichtig. Jeder kennt überforderte Eltern, die ihren Kindern alles Recht machen wollen und die Kinder (vielleicht gerade deshalb) keinerlei Respekt/Ehrfurcht den Eltern gegenüber zeigen. Umgekehrt erleben wir leider auch, dass Kinder nicht nur übertriebene Ehrfurcht, sondern sich manchmal sogar vor ihren eigenen Eltern fürchten, Liebe hat hier ganz schlechte Karten.
Für den christlichen Glauben, die lebendige Beziehung zwischen Gott und Mensch, gelten diese Aussagen gleichermaßen. Es ist manchmal schmerzlich zu erleben, wie wenig Ehrfurcht Menschen vor unserem himmlischen Vater haben, noch schmerzlicher ist jedoch, wenn Fromme im missionarischen Eifer meinen, dass man vor Gott nicht genug Ehrfurcht haben kann, das pervertiert Gott als Gott der Liebe (1. Joh. 4,16). Der unendlich große Gott, den die „Himmel nicht fassen können“, begegnet uns als liebender Vater. Das ist menschlich unfassbar und trotzdem können wir seine Liebe in einem dankbarem Herzen aufnehmen und wirken lassen.