Mensch SEIN

 

In Unternehmen und in unserer Gesellschaft steht meist die Funktion einer Person im Vordergrund und weniger der Mensch selbst. Manchmal entschuldigen sich sogar manche, wenn sie etwas menschlich (emotional/unkontrolliert) erscheinen. Das färbt auch ins Private ab. Den eigentlichen Menschen zu sehen, wird immer schwerer, ihn so kennenzulernen, dass wir ihn gern haben, wird noch unwahrscheinlicher.

Besondere Menschen sind für mich, die nicht einfach funktionieren oder „Funktionsträger“ sind, sondern Menschen, die, egal in welchen Funktionen sie sich bewegen, ihr Menschensein und ihre Persönlichkeit in ihrem Verhalten und in ihren Gesprächen zum Ausdruck bringen, mit denen man mal entspannt zusammensitzen kann, z. B. bei einem Cappuccino.

Das gilt auch in Kirchen. Hier zählen ebenfalls oft Äußerlichkeiten und das persönliche Ansehen besonders eitler Personen mehr als das einfache Menschsein und das kindliche Gläubig-sein. Solche vermitteln dann leider ein Bild von einem sterilen und verkrampften Christensein.

Jesus sagt: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.“

Ein menschlicheres Bild für Christen kenne ich nicht.

Freiheit bedeutet…

In letzter Zeit taucht öfters der Begriff „Freiheit“ auf. Mir scheint das besonders häufig bei Menschen zu sein, die sich möglichst alle Optionen offenhalten wollen, weil sie nicht genau wissen, was sie wirklich wollen. Unser Spruch von Jean-Jacques Rousseau (ein Pionier in der Pädagogik) lenkt den Blick auf das, was ich will, und das, was ich nicht will. Das möchte ich erweitern auf das, was ich will, weil es mir guttut, und das, was ich nicht will, weil es mir nicht guttut. Freiheit bedeutet dann, das tun zu können, was mir guttut, und Freiheit wäre auch, das nicht tun zu müssen, was mir nicht guttut. Damit öffnen sich gedanklich ganz neue Räume, die Freiheit über das Handeln hinaus mit Werten verbinden. Wir sind damit ganz nahe an der christlichen Freiheit, die Paulus so beschreibt: „Mir ist alles erlaubt. Aber nicht alles ist gut. Es ist mir zwar alles erlaubt, doch ich will mich von nichts beherrschen lassen.“ 1. Kor. 6,12 In dieser Freiheit zu leben, ist ein persönlicher Gewinn. Mit dieser Definition von Freiheit zu argumentieren, wird zusätzlich ein Gewinn für alle Menschen in unserer Umgebung erlangt.-

Ruhe bewahren…

Der frühere französische Außenminister Robert Schumann wurde einmal gefragt, warum er nie geheiratet habe. Darauf antwortete er: „Vor langer Zeit, als ich einmal in der Metro fuhr, trat ich zufällig einer Dame auf den Fuß. Bevor ich mich noch entschuldigen konnte, kreischte sie los: „Trottel, kannst du nicht aufpassen, wo du hin trampelst?“ Dann sah sie mich an, wurde erst bleich und dann rot und rief aus: „Oh entschuldigen Sie, Monsieur, ich dachte es wäre mein Mann!“Da hat sich ganz schön was aufgestaut, weil Probleme einfach geschluckt wurden. Es ist schon eine hohe Kunst, Probleme zur richtigen Zeit und im richtigen Ton anzusprechen. In Beziehungen gibt es nicht die Situation, dass einer völlig im Recht ist und damit zwangsläuft der Andere völlig Unrecht hat. Es ist deshalb gut erstmal in Ruhe über den eigenen Teil bei dem Thema zu reflektieren und dann in dieser Ruhe und der gewonnen Erkenntnis zeitnah das Gespräch zu suchen. Jesus macht eine grundsätzlich Aussage: „Geht so mit anderen um, wie die anderen mit euch umgehen sollen. In diesem Satz sind das Gesetz und die Propheten zusammengefasst.“ Matth. 7,12 Wir wünschen allen ausreichend Ruhe und Gottes Segen

Vertrauen ist die größte Selbstaufopferung

Wir leben in bewegten Zeiten, in denen Vertrauen gefragt ist, und wer sich darauf einlässt, setzt sich aus. Wer Vertrauen in den Gewinn einer Aktie setzt, kann finanziellen (Total-) Verlust erleiden. Wer auf die Zusage eines Menschen vertraut, kann am Ende alleine dastehen. Wer Vertrauen in eine Person setzt, kann bitter enttäuscht werden soweit, dass einem der Boden unter den Füßen wegbricht. Vertrauen kennt keine Garantie, es ist ein ständiges Hoffen. Auf Vertrauen gründet der christliche Glaube. Der Einsatz ist außergewöhnlich hoch, es ist nicht weniger als mein Leben. Dieses Gott anzuvertrauen in der Hoffnung, dass ich nicht enttäuscht werde, auch wenn es hin und wieder turbulent zu geht. Wer sich zu diesem grundsätzlichen Vertrauen in Gott durchgerungen hat, hat es in bewegten oder stürmischen Zeiten leichter, weil er natürlich damit rechnen kann, dass Gott mit im Boot ist. Ein Gott, dem am Ende Wind und Wellen gehorchen. Wir wünschen allen Gottes Segen mit diesen Gedanken.