Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit

Gott hat als kleinste Zeiteinheit Tag und Nacht geschaffen; ein Kirchturm liefert uns die Stunden und dazwischen Viertelstunden, die Unternehmen nutzen Minuten mit Nachkommastellen, der Sport braucht Hundertstelsekunden.

In Prediger 3 werden Phasen beschrieben, mit einer Zeitperiode, die benötigt wird, bis diese Phase abgeschlossen ist. (Bei Projekten sind meistens Zeit und Kosten vorgegeben, das Ergebnis ist dann das, was in diesem Rahmen möglich war).

Im Prediger ist das Ergebnis vorgegeben und die Zeit richtet sich danach, es dauert halt so lange, bis die Phase (heilen, weinen, lieben, hassen…) beendet werden kann.

Im Alltag sagen wir, ich brauch Zeit für mich, manchmal mehr, manchmal vielleicht weniger, bis ich wieder zu mir gefunden habe. Wir brauchen auch Zeit, um Beziehungen pflegen zu können (zu Menschen und zu Gott), manchmal viel mehr als wir denken. Wir wünschen allen, mit Gottes Hilfe Mut und Kraft für die Zeit, die nötig ist, um Abschnitte gut abschließen zu können.

Das Leben spielt Schach

Mir kamen bei dem Spruch folgende Bilder in dem Sinn: einmal jemand, der mit seinen Erfolgen richtig auftrumpft, zum andern jemand, der jammert, dass er sein ganzes Leben lang immer schlechte Karten hat. Dabei ist es völlig egal, ob ich ein Superblatt oder lauter „Luschen“ habe, wenn es um ein ganz anderes Spiel geht. Welche Karten ich beim Kartenspiel bekomme, ist reiner Zufall und damit Glücksache. Beim Schachspiel hat jeder die gleiche Ausgangssituation. Der Kern von Schach ist zusätzlich ein ganz anderer, Erfolg hat der, der seine Figuren so platziert, dass sie gut geschützt sind und andere schützen. Gewonnen hat, wer die Bedrohung schachmatt gesetzt hat. Dieses Bild gefällt mir sehr, nur wer sich beschützt weiß, kann andere beschützen. Dieses beschützt Sein ist eine wichtige Grunderfahrung in der Kindheit und setzt sich fort im christlichen Glauben. Es ist das Bewusstsein als Kind Gottes in allen Lebenslagen in Gottes Hand geborgen zu sein. Das befreit und stärkt für den Einsatz für andere, die wiederum für weitere Menschen sich einsetzen können. Es stärkt aber auch, um sich gegen Bedrohungen zu stellen und sie auch schachmatt setzen zu können.

Keine Liebe ist größer als die…

Heute steht ein großes Thema an: „Keine Liebe ist größer als die, in der man seine Schwäche zeigen darf.“

Liebe ist fokussiert auf das Innere im Menschen, auf Werte, nicht auf Leistung. Wer meint, Großes vollbringen zu müssen, um geliebt zu werden, verwechselt geliebt werden mit „auf einen stolz sein“. Tolstoi illustriert dies sehr schön in seiner Geschichte „Drei Söhne“.

Wenn ich mich traue Schwäche zu zeigen und der andere mich trotzdem liebt oder gerade deshalb noch stärker liebt, dann kommt das unserem heutigen Spruch sehr nahe. Beim christlichen Glauben geht es genau darum. Wir dürfen uns Gott zeigen so wie wir sind, er zeigt seine unbeschreibliche Liebe gerade darin. Deswegen dürfen wir vor ihm auch gerne dankbar unsere Stärken und Erfolge zeigen, die jeder Mensch hat, auch wenn es Situationen gibt, in denen wir diese nicht sehen können oder sehen wollen. Jedoch die Größe seiner Liebe wird deutlich, wenn wir mit unseren Schwächen und Fehlern zu ihm kommen, darauf hat sich Gottes Handeln konzentriert, damit er uns in unseren Schwächen mitträgt und unsere Fehler in seiner großen Liebe und Gnade uns gerne vergibt. Unfassbar, diese Liebe.

Angst vor Fehlern???

Heute soll es nochmals sein nicht über Fehler, sondern über die Angst vor Fehlern nachzudenken, quasi den ständig präsenten Zeigefinger im Hinterkopf, der einem anerzogen wurde von Eltern und/oder von Organisationen.

Angst hat eine sehr wichtige Warnfunktion in uns. Es bündelt Energie und fokussiert auf die Gefahr, die ausgemacht wird, damit diese gut gemeistert werden kann, um danach wieder zurück ins normale Leben kommen zu können.

Wenn Angst jedoch zum Dauerzustand wird, man überall Gefahren sieht, kommt man aus diesem Panikmodus nicht mehr heraus. Eine Verschärfung ist die Angst vor eigenen Fehlern, hier richtet sich die Angst gegen mich selbst, gegen mein eigenes Handeln – was zusätzlich ungeheuren Druck erzeugt.

Fehler sind nicht schön, aber gehören zum Leben, viel wichtiger als der Fehler selbst ist der Umgang mit dem Fehler.

In 1. Joh. 2 lesen wir: „Meine geliebten Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Sollte aber doch jemand Schuld auf sich laden, dann tritt einer beim Vater für uns ein, der selbst ohne jede Sünde ist: Jesus Christus“. Das ist eine wunderschöne Zusage in der Erziehung von Gotteskindern – herzlichen Dank dafür!