Wem wenig vergeben wird, liebt auch wenig

Vor Jahren hat die Firma, in der ich arbeite, ein großes hochautomatisiertes Logistikzentrum gebaut. Zur Betreuung dieser Systeme wurden Mitarbeiter eingestellt, bevor das Logistikzentrum fertiggestellt war, damit sie bei der Inbetriebnahme der Fördertechnik und der Hochregalsysteme durch die Lieferanten mitarbeiten konnten (Inbetriebnahme heißt nichts anders wochenlang Einstellungen vornehmen und Fehler suchen und beheben). Mitarbeiter, die danach eingestellt wurden, fehlten diese tiefgreifenden Kenntnisse.

Im Leben liebt keiner Enttäuschungen, aber wenn es dann doch dazu kommt, hilft es, dies als persönlichen Reifeprozesse zu begreifen. Vielleicht entwickelt sich sogar eine tiefgreifende Veränderung, für die man das Leben lang dankbar ist.

So paradox es klingt, im christlichen Glauben ist es genauso. Keiner sehnt sich nach Verfehlungen und Schuld, aber genau im christlichen Umgang damit erlebt man ganz besonders Gottes unendliche Liebe und Gnade. Jesu Aussage gegenüber einer Sünderin ist treffend: „Wem wenig vergeben wird, liebt auch wenig.“ Luk. 7,47

Langsamer, bewusster, besinnlicher

Es heißt, unsere Zeit sei geprägt von „schneller, höher, weiter“. In der Reflektion zu meinem „Ruhestand“ im nächsten Jahr fällt mir ein: „langsamer, bewusster, besinnlicher!“. Der Mensch ist keine Maschine, deren Leistung man ständig erhöhen muss, um Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Aber selbst Hochleistungsmaschinen haben feste Ruhezeiten. „Langsamer, bewusster, besinnlicher“ – es geht nicht nur um die Geschwindigkeit. Bei Vollgas bin ich so fokussiert, dass kein Raum für „bewusster und besinnlicher“ existiert. Es braucht Zeit, um bewusster und besinnlicher leben und arbeiten zu können, d. h. erstmal nicht Vollgas, dann aber auch Ruhezeiten, in denen ich reflektiere, was und wie ich etwas gemacht habe, sowie Zeit über den Sinn all dessen zu reflektieren, was ich tue und wofür ich lebe. Danach kann ich mich auf die nächste Aufgabe einlassen und diese wieder ganz bewusst meistern. Zu diesem Aufgabenrhythmus hat Gott auch einen Wochenrhythmus geschaffen mit einem ganzen Tag der Ruhe und Begegnung. ER als Konstrukteur weiß aus eigener Erfahrung, was für seine Geschöpfe gut und notwendig ist.

Was wir ersehnen zählt

Der heutige Spruch spricht mich an, ohne dass ich sagen kann, ich habe ihn „im Griff“, aber vielleicht führt genau dies zum wesentlichen dieser Aussage.

Besitzen, besser verwalten kann man nur Dinge, Menschen kann man nicht besitzen oder verwalten, einige sehen das leider nicht so, was in einer Katastrophe endet.

Menschen gegenüber bleibt nur das Sehnen nach Gemeinschaft, einem Miteinander und nach Nähe.

Menschliche Beziehungen können auch nicht festgeschrieben werden, sondern müssen gelebt werden. Beziehungen entwickeln sich weiter oder entwickeln sich zurück. Entscheidend für die Entwicklung von Beziehungen ist, wie sehr mein Sehnen immer wieder in Erfüllung geht bzw. wie ich gelernt habe mit nicht erfüllten Sehnsüchten umzugehen.

Diese Gedanken lassen sich ganz einfach auf den christlichen Glauben übertragen, weil es ein Beziehungsglaube ist, kein Erkenntnisglaube, in dem ich mein Wissen als meinen Besitz betrachten könnte, auch nicht ein Leistungsglaube, aus dem ich einen Anspruch ableiten könnte.

Da bleibt uns nur, unser Leben in Verbindung mit Gott zu gestalten.

Auf dem Weg SEIN mit IHM zum Ziel ist das Ziel

Das Foto unserer heutigen Spruchkarte entstand während unserer Elbradtour 2020. Es sind interessante und faszinierende Wegweiser zu tollen Zielen, jedoch sie helfen keinem, der unterwegs ist und wissen will, welchen Weg er an dieser Weggabelung einschlagen soll. Dafür gibt es kleine, weniger spektakuläre Hinweisschilder. Diese zeigen dann den richtigen Weg, aber gehen muss ich immer alleine, der Wegweiser steht felsenfest weiterhin an seiner Stelle.

Influencer haben heute Hochkonjunktur. Aus sicherer Distanz anderen sagen, was der einzig richtige Weg ist! Als Missionsmodell ist diese Methode schon lange in vielen Kirchen zu beobachten.

Wenn ich einen vertrauenswürdigen Guide habe, sind Wegweiser überflüssig. Ein Guide kennt den Weg und, ganz entscheidend, er begleitet mich und steht – nicht nur für Fragen zu dem Weg – immer an meiner Seite. Nachfolge ist das Wesen des christlichen Glaubens, gemeinsam mit Jesus das Leben gestalten, sich von IHM ansprechen lassen und mit IHM sprechen.

Deshalb: Auf dem Weg SEIN mit IHM zum Ziel ist das Ziel.

 

Entscheidend ist mein Tun, nicht mein Wissen

So simpel der heutige Spruch ist, so entscheidend ist er doch für ein erfolgreiches Leben.
    • Ich muss nicht KFZ-Technik studiert haben, um ein guter Autofahrer zu sein.
    • Ich muss nicht psychologische Modelle bedeutender Psychologen kennen, um als Eltern ein Kind zu einem verantwortungsvollen Menschen erziehen zu können.
    • Ich muss nicht Theologie studiert haben und die Dreieinigkeitslehre verstanden haben, um als Christ ein engagierter Nachfolger zu sein
Entscheidend ist nicht mein Wissen, sondern mein Tun. Mit Grundwissen beginnen, Erfahrungen sammeln und aus diesen lernen, führt zum Erfolg. Schlüsselfaktoren sind dabei Mut, auch mit unvollständigen Informationen den ersten Schritt zu wagen, und Lernbereitschaft aus positiven und negativen Erfahrungen. Jesus bringt es auf den Punkt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ (Matth. 7,12)