Verurteile niemanden, nur weil er anders sündigt als du!

Der heutige Spruch gefällt mir ganz besonders, weil er einfach eine ganz wesentliche Tatsache beschreibt. Alle Menschen sind Sünder oder, wie Paulus es formuliert: “Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt …“ (Rö. 3,10f)

Wer diese Tatsache verstanden und weitestgehend verinnerlicht hat, verspürt wenig Drang andere zu be- und zu verurteilen. Bei mir sieht es in diesem Bereich vielleicht etwas besser aus, aber wenn ich an meine speziellen Bereiche denke…

Diese Selbsterkenntnis ist Voraussetzung, um zum Kern des christlichen Glaubens vordringen zu können – zur unbeschreiblichen Gnade Gottes, die er aus seiner Liebe jedem Menschen schenkt, der innerlich bereit ist, dieses Geschenk anzunehmen.

Im Vaterunser beten wir: „Und vergib uns, wie wir vergeben…“ -wer verurteilt, hat (noch) nicht vergeben. Wer den Ärger runterschluckt, hat auch noch nicht vergeben …

Wer das Augenmerk statt auf Verurteilung auf Vergebung setzt, ist näher an der Quelle des Lebens, spürt stärker Gottes Gnade, spürt stärker Gottes Liebe im Leben.

Das wünschen wir allen!

Wer frägt führt!

Ein früherer Chef sagte zu mir als jungem Teamleiter: „Wer frägt, führt!“. Mit offenen Fragen wird ein Thema ggf. auch eine Richtung vorgegeben, zu dem Antworten gesucht werden. Je offener die Frage, umso vielfältiger und spannender sind die Antworten und die daraus resultierende Diskussion.

Heute sagen mir meine Kinder, wenn etwas nicht funktioniert: „Frag Google, Google weiß alles!“ Die Message ist, probier nicht „stundenlang“, sondern frag doch einfach, irgendjemand hatte sicherlich dasselbe Problem und die Lösung im Internet beschrieben.

Die Fragen, die ich stelle, und die Fragen, die ich nicht stelle, sowie die Fragen, die ich nicht einmal denke, prägen mein Leben und sagen viel über mich selbst aus.

Auch Jesus nutzte Fragen, wenn es um das Wesentliche im  Glauben ging: „Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? …Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ (Matth. 16, 13-15)

Jesus hätte die Antwort vorgeben können, aber tut es nicht, er stellt beim ganz entscheidenden Thema zwei Fragen, damit seine Jünger die Antwort selber finden bzw. erarbeiten.

Wir wünschen allen gute und offene Fragen, die einen im Leben und im Glauben voranbringen, und Zeit darauf Antworten zu finden.

 

Ausgefülltes Leben

Dieses Foto entstand während einer Woche am Bodensee. Eine Woche lang segeln, übernachten und leben auf einem Segelboot. Morgens aufwachen, wenn die Vögel beginnen zu zwitschern, aufstehen und, während alle anderen noch schlafen, den Sonnenaufgang bei einer Tasse Kaffee genießen.

Beim Segeln vom Wind abhängig sein, den Kurs bestimmen vom Ziel und vom Wind. Den Wind spüren und die Segelstellung immer wieder überprüfen, ob sie zum Kurs und zum Wind passt. Zeit haben zum Gespräch mit den anderen, die alle auch Zeit haben. Gemeinsam ausgiebig essen, anschließend, alles gemütlich, spülen und aufräumen. Sonnen, schwimmen im See oder einfach mal richtig blöd sein im Wasser oder an Deck. Zeit haben einfach stehen zu bleiben und die Anlieferung einer großen Yacht mit großen Augen zu beobachten.

Ich fühlte mich zurückversetzt an Tage meiner Kindheit in den Sommerferien. Jesus sagt (zwar in einem anderen Zusammenhang): „Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Mt. 18,3

Kinder hatten zu meiner Zeit keinen Terminkalender, aber Tage voller Leben, das wünschen wir allen immer wieder – auch uns selbst!

Entfremdung bei Machtmenschen

Um Ordnungen aufrecht zu halten oder zu schaffen, wird Menschen Macht verliehen, die im Idealfall auch die Gabe der Leitung haben.

Wir beobachten jedoch immer wieder, dass Menschen in einen Machtrausch kommen, dass sie gar nicht genug an Macht bekommen können. Max Horkheimer verwendet in unserem heutigen Spruch den Begriff „Entfremdung“. Entfremdung von Menschen als Folge der Entfremdung von sich selbst.

Es ist eine Tragik, dass oft Menschen, die sich selbst fremd sind, Machtpositionen anstreben. Wenn sie Macht erreicht haben, sehen sie es mehr als Besitz, denn als Leihgabe.

Jesus sagt: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ (Matth. 20,25f).

Es ist der Kern des christlichen Glaubens sich als Person gefunden zu haben und durch die Gnade Gottes so stark zu sein, um im Dienen Menschen führen zu können– was für ein toller Gedanke!