Begegnung mit Gott

Der ein oder andere wird es bemerkt haben, in diesem Jahr gibt es speziell zum Monatsende immer einen Spruch von Martin Luther, so ist auch heute wieder.

Der Spruch von Martin Luther ist dieses Mal besonders provozierend. Für mich zeigt er aber auf, worum es geht. Ich brauche einen Raum, in dem ich Gott begegnen kann, wo ich innerlich zu Ruhe kommen kann und mich ganz auf ihn einstellen kann, damit es zu einer wirklichen Begegnung kommt, wo ich ausdrücke, was mich bewegt, wo ich höre was Gott mir sagen will, wo ich mich ganz angesprochen fühle, wo Gott mich in meinem Innersten berühren kann. Für Luther, den früheren Mönch, war dies eine Kapelle, für uns heute sind es andere Orte, beispielsweise auch eine Liegewiese.

Es können tatsächlich Kirchen sein, die mit Glanz und Gloria die eigene Macht und Herrlichkeit demonstrieren und Menschen dazu bringen, für die Kirche zu kämpfen, für die Kirche in den Krieg zu ziehen, um die Macht der Kirche zu vergrößern… aus meiner Sicht wird damit Gott verdrängt, genau an dem Ort, wo viele erwarten, dass Gott und sein Geist besonders wirken – was für ein Drama!

Schlüsselfaktor: Bitten

Als Vater freue ich mich ganz besonders, wenn ich meinen Kindern etwas schenken darf, sie es annehmen und sich darüber freuen. Genauso, wenn sie etwas brauchen und sie zu mir kommen und mich bitten, sie auf die ein oder andere Art zu unterstützen. Aus eigener Erfahrung sieht man manchmal frühzeitig, wo Unterstützung notwendig wäre, aber meist warte ich bis sie auf mich zukommen und mir ihr Problem schildern und bitten zu helfen.

Für mich ist dies das Bild aus dem Alltag, das die Beziehung zu Gott beschreibt: „Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet! Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet.

Würde etwa jemand von euch seinem Kind einen Stein geben, wenn es um ein Stück Brot bittet? Oder eine Schlange, wenn es um einen Fisch bittet? Trotz all eurer Bosheit wisst ihr Menschen doch, was gut für eure Kinder ist, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes schenken, die ihn darum bitten!“ (Matth. 7,7-10)

Gott sei von Herzen Dank, dass Glaube so einfach ist.

Guter Jurist – böser Christ

Unser Rechtsempfinden beruht auf ganz einfachen Werten:

  • Recht haben – Recht bekommen – Recht durchsetzen

und gleichzeitig:

  • wer Unrecht tut – bekommt Strafe – Strafe muss durchgesetzt werden.

Wenn ein Staat, ein Verein… gut funktioniert, egal wo auf der Welt, funktioniert es genau so!

Im christlichen Glauben. auf der ganz persönlichen Ebene funktioniert es genau so nicht!

Dort geht es nicht um Recht. sondern um Beziehung, da geht es nicht um Strafe. sondern um Gnade. Von diesem Angebot spricht das Evangelium.

Was Martin Luther in unserem heutigen Spruch bewusst macht. ist, wie unser menschliches Rechtsempfinden die Annahme von Gottes Gnade und die Hingabe an ihn massiv beeinträchtigen kann. im Einzelfall vielleicht sogar ganz verhindern kann.

Wir wünschen allen frohe Ostern, viel Freude an dem Geschenk der Gnade, die uns das Leben in Fülle schenkt

So einfach wie möglich, aber nicht einfacher

Unser Leben wird immer komplizierter und komplexer, was viele überfordert. Deshalb wächst die Sehnsucht nach einfachen Lösungen.

Manche einfachen Lösungen entstehen dadurch, dass man nach einem ähnlichen Problem sucht, und die Lösungen dazu übernimmt. Vorteil ist, man muss sich nicht wirklich mit dem Problem befassen und muss schon gar nicht eine Lösung suchen, es gibt sie ja bereits.

Oder man reduziert das Problem auf wenige Faktoren, bis einem dazu eine Lösung einfällt. Vorteil, ich beschäftige mich damit nur mit Themen, die mir bekannt sind und die ich lösungsmäßig im Griff habe.

Das Thema persönlicher Schuld ist ein sehr komplexes Thema, weil dabei der unberechenbare Mensch ein wesentlicher Faktor ist. Jede Religion bietet dazu eine Lösung an, oft reduziert auf gute Werke.

Es gibt jedoch wirklich eine einfache Lösung: „Wer den Sohn hat, hat das Leben!“. Gott hat unser Problem nicht vereinfacht, sondern in seiner ganzen Komplexität zu seinem Problem gemacht und hat es in Jesus Christus für uns gelöst. Einfach genial!