Werden heißt abwarten und geduldig sein

Es gibt Menschen, für die scheint es existenziell zu sein, wo immer es geht im Scheinwerferlicht zu stehen, um damit gleichzeitig andere in den Schatten zu stellen. Beim genauen Hinsehen ist meist zu erkennen, dass es im Innern solcher Lichtgestalten häufig ganz finster ist. Nicht vom Inszenieren, sondern vom Werden handelt unser heutiger Spruch. Alles Werden braucht seine Zeit. Menschen, die sich diese Zeit geben, werden zur ihrer Zeit aufblühen in ihrer eigenen besonderen Art und andere damit auf ganz natürliche Weise erfreuen und in Begegnungen glücklich machen. So gestalten sich auch die Begegnungen mit unserem Gott: „Schmeckt und seht, dass der Herr gut ist. Freuen darf sich, wer auf ihn vertraut!“ (Ps. 34, 9). Ein Leben mit so einem Gott bringt Freude und bereichert das Leben. Nach solchen Begegnungen fällt das Vertrauen in IHN deutlich leichter. Wir wünschen allen viel Geduld im eigenen Werden und freudige Begegnungen mit Gott.

Normalität als etwas Besonderes sehen

Angesichts der dramatischen Ereignisse in den letzten Tagen ist bei einer Radtour dieses Motiv wichtig geworden. Eine komplette Straße mit einem funktionierenden Gully, dazu ein paar schöne Blumen auf dem Gehweg – plötzlich etwas Besonderes. In diesen Tagen wird einem bewusst, dass es bereits etwas Besonderes ist, wenn Normalität herrscht. Wir merken, auf welch wackligen Füssen all das steht, was wir als feste und sichere Größe betrachten. Die Katastrophe hat auch eine Welle der Hilfsbereitschaft bei vielen Menschen freispült. Menschen, die alles verloren haben, sind überwältigt von völlig unbekannten Helfern, die ohne Ankündigung in Gummistiefeln und mit Schaufeln ihnen zur Seite stehen. Jesus beschreibt in seiner Geschichte vom Weltgericht die Sensibilität und das soziale Engagement als Merkmal seiner Nachfolger: „Ihr habt mich bekleidet, ihr habt mir zu essen gegeben …“. Mit diesen Gedanken wünschen wir allen Gottes Segen.

Vergebung in demütiger Haltung

Vergebung ist das zentrale Thema im menschlichen Zusammenleben genauso wie im christlichen Glauben. Vergebung, eine ständige Aufgabe im menschlichen Miteinander, häufig schwingen dabei Gedanken mit wie „ich hab‘s noch gesagt“, „lernt der/die denn nichts dazu“, „irgendwann ist mal eine Grenze erreicht“, „dann bin ich halt nochmal gnädig“… Oft wird das aus einer Haltung heraus gemacht, ich bin großzügig, ich müsste nicht vergeben, aber ich vergebe, weil ich ein guter Mensch bin, oder weil ich heute einen guten Tag habe. So eine Großzügigkeit muss natürlich honoriert werden nach dem Spruch „tu Gutes und rede darüber!“ Jetzt mal Jesu Sicht zum Thema, die ist radikal anders. Wir vergeben nicht, weil wir großzügig sind, sondern allein, weil wir wissen, dass uns vergeben wurde. Wer ehrlich ist zu sich selbst, wird wissen, wie viel Vergebung man selbst bereits erfahren hat und kann auch abschätzen, wie viel Vergebung zukünftig noch erfahren wird. Das macht einerseits still und demütig, auf der anderen Seite freudig, dass ich das, was ich selbst an Vergebung erfahren habe, andere durch mich erfahren dürfen.

Mit Gott vertraut leben

In Leo Tolstois „3 Söhne“ heißt es: Drei Frauen wollten am Brunnen Wasser holen. Nicht weit davon saß ein alter Mann auf einer Bank und hörte zu, wie die Frauen ihre Söhne lobten… Die Frauen füllten ihre Eimer und gingen heim. Der alte Mann aber ging langsam hinter ihnen her. Die Eimer waren schwer und die abgearbeiteten Hände schwach. Deshalb legten die Frauen eine Ruhepause ein, denn der Rücken tat ihnen weh. Da kamen ihnen drei Jungen entgegen. Der erste stellte sich auf die Hände und schlug Rad um Rad. Die Frauen riefen: „Welch ein geschickter Junge!“ Der zweite sang so herrlich wie die Nachtigall, und die Frauen lauschten andachtsvoll mit Tränen in den Augen. Der dritte Junge lief zu seiner Mutter, hob die Eimer auf und trug sie heim. Da fragten die Frauen den alten Mann: „Was sagst du zu unseren Söhnen?“ „Wo sind eure Söhne?“ fragte der alte Mann verwundert. „Ich sehe nur einen einzigen Sohn!“ Kinder Gottes sollen sich nicht in geistlicher Akrobatik üben und versuchen zu glänzen, sondern im Bewusstsein der Gnade Gottes durch die Welt gehen und etwas von dem spüren, wie Gott in seiner Gnade auch andere Menschen sieht.

Gottes Herzschlag erfahren

 

Das Thema „Fühlen“ ist sehr kontrovers. Die einen fühlen das leichteste Lüftchen, bei anderen muss es deutlich heftiger sein, bis sie etwas fühlen oder bemerken. Manche meinen sogar, nur das ist real, was sie spüren können.

Unabhängig zu welchem Menschentyp sich jemand zählt, sollte im Glauben der Herzschlag Gottes wahrgenommen werden. Dazu ein paar Aussagen

  • Der Herzschlag Gottes ist für mich nur von Bedeutung, wenn mein Gottesbild im Wesentlichen vom Bild des Vaters geprägt ist, und ich mich auch als Kind Gottes sehe.
  • Mit dieser Grundhaltung kann ich erkennen, wie in unterschiedlichen Lebenssituationen Gott mir persönlich und direkt seine Liebe zeigt.
  • In der Gewissheit Gottes Kind zu sein, wird mir Gottes Herzschlag auch dann bewusst, wenn ich Schuld auf mich lade und ihn darum um Verzeihung bitte und ich gewiss sein darf, dass er mir auch zum x-ten Mal vergeben hat, auch dann, wenn ich mir schon nicht mehr selbst vergeben kann.

Gott segne jeden mit diesen Gedanken und stärke das Vertrauen in unseren himmlischen Vater.