Das Leben selbst steuern

Ob Pessimist oder Optimist, nach unserem heutigen Spruch machen sich beide von den Umständen abhängig. Geht’s ihnen schlecht, liegt es an den Umständen, geht’s ihnen gut, ist es genauso. Ob ich mein Ziel erreiche beim Segeln ist nicht von der Windrichtung abhängig. Egal woher der Wind kommt, ich komme ans Ziel, der Wind beeinflusst lediglich meinen Kurs und meine Segelstellung und damit, ob ich eine längere Strecke zurücklegen muss und es länger dauert, bis ich mein Ziel erreiche. Zwei kurze Formeln helfen einem, die Steuerung des Lebens selbst in die Hand zu nehmen: „Es ist, wie es ist“ und „Accept it, change it or leave it“ (akzeptiere, verändere oder lass es). Wenn ich mein Leben selbst in die Hand nehme, wird nicht alles so gelingen wie ich es mir gedacht habe, aber es ist deutlich besser als abwarten und nichts tun, bis die Umstände vermeintlich besser sind. Als Gläubige dürfen wir auch darauf vertrauen, dass Gott uns bei unseren Entscheidungen und Bemühungen begleiten wird.

Das Selbst hinter einer Maske verstecken

Ende Januar prahlte Donald Trump bei einem unglaublichen Auftritt, dass er als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine den Krieg innerhalb von 24 h beenden könne. Ich frage mich, wie ist es möglich, dass manche Menschen trotz riesigen Spannungen zwischen Selbst- und Fremdbild völlig entspannt und überzeugend auftreten können. Der heutige Spruch gibt mir darauf eine Antwort. Man kann sich SELBST ja nicht nur hinter Masken verstecken, sondern auch hinter einer der vielen Rollen, die jeder hat. Dann bin ich „nicht mehr ich selbst“, sondern bin „nur noch“ der berufliche Erfolgreiche, die hingebungsvolle Mutter, der aufopferungsvolle Vater, der besonders Demütige oder der hochmotivierte Fromme … Das SELBST verschwimmt und wird damit unbemerkt erstickt. Wie bedeutend das „bei sich selbst sein“ für den christlichen Glauben ist, wird deutlich an dem zweiten wichtigsten Gebot von Jesus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich SELBST“ (Matth. 22, 39). Gott segne jeden bei diesen Gedanken.

Solang du in dir selber nicht zu Hause bist…

Zu diesem Spruch fällt mir ein Lied von Peter Horton ein, das gut 50 Jahre alt ist: Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du nirgendwo zu Haus‘, solange Leben bei dir nur in der Pause ist, kommst du aus dem Kreislauf nicht heraus. Und wir lauschen sehnsuchtsvoll den monotonen Worten aus den Lautsprechern der Flughäfen der Welt, und hören träumend all die Namen von den Je-ferner-desto-lieber-Orten und glauben, dass es uns dort mehr als hier gefällt. Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du nirgendwo zu Haus’… Und man wird nicht müde, nach dem Glück zu suchen, glaubt der Mammon sei’s und jagt ihm eifrig nach. Und jeder nimmt so gut er kann sich ein Stück vom großen Kuchen und bleibt vor Einsamkeit in seinen Nächten wach. Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du nirgendwo zu Haus’… Wir wünschen allen in diesen bewegten Zeiten, Gottes Segen und Ruhe auch in IHM. Link zum Lied auf YouTube

Mach’s wie Gott, werde Mensch!

In unserer technisierten Welt reicht unser Name nicht mehr aus, wir brauchen je nach Anlass unsere Personalnummer, unsere Reisepassnummer, unsere Identifikationsnummer beim Finanzamt, unser Aktenzeichen bei der Grundsteuer – alles am besten auf einer Chipkarte, meinen Account in den sozialen Medien. In diesem Umfeld wird man leicht reduziert auf den Angestellten, den Staatsbürger, den Steuerpflichtigen, das Mitglied der Krankenkasse, den User und Follower in WhatsApp, auf Instagram…

Mensch WERDEN und Mensch SEIN ist heute eminent wichtig. Rauskommen aus diesen spezifischen Tunneln, wieder den Boden unter den Füßen spüren, den Wind, der einem ins Gesicht bläst, die Liebe spüren, die andere mir zeigen; ebenso die Liebe zeigen, die ich für andere spüre.

Lernen mit schwierigen Alltagssituationen umzugehen, lernen mit Erfolg und/oder eigenem Versagen umzugehen.

Lernen, immer intensiver gemeinsam mit Gott durch den Alltag und das ganze Leben zu gehen. Mach‘s wie Gott, werde Mensch, ein wertvoller Gedanke, bei Gott geht es von oben nach unten, bei uns Menschen von unten nach oben