Gesichter sind die Lesebücher des Lebens

In einem Lied heißt es: „Wär‘ ich ein Buch zum Lesen, welche Art von Buch wär ich, eins das noch nie dagewesen, wär‘ ich ein Buch für dich…“. Der italienische Filmregisseur Federico Fellini sagt, Gesichter sind die Lesebücher des Lebens, d. h. ich bin durch mein Gesicht ein offenes Buch für andere. Auch wer ein Standardgrinsen aufsetzt, sagt etwas, nämlich ich will dir von mir nichts preisgeben. In unserem Urlaub in Namibia hatten viel Kontakt mit den Menschen. Es war wunderbar, in diese lebensfreudigen Gesichter zu sehen, die so viel Natürlichkeit und Unverkrampftheit ausdrücken und ansteckend wirken. Auch Jesus so muss auf seine Umgebung gewirkt haben, an einer Stelle heißt es: „Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb…“. Jesus zeigte in seinem Leben das Gesicht Gottes, eines liebenden und geduldigen Vaters, der den Menschen Leben schenkt in der Einzigartigkeit und Natürlichkeit so wie jeder Mensch als Unikat geschaffen wurde. Dies ist ein großes Geschenk, das man freudig und dankbar annehmen darf.

Säen ist Investition in die Zukunft

Aktuell wird uns durch die Energiekrise und den Klimawandel vor Augen geführt, was passiert, wenn der Blick im Wesentlichen darauf gerichtet ist, was wir „ernten“ und nicht darauf, was wir säen, d. h. investieren. Das Bild vom Sämann gefällt mir sehr. Am Ende des Tages überlegen, nicht was hat der Tag mir gebracht, sondern wo habe ich mit meinen Worten oder Gesten einen Samen der Wertschätzung oder Freude gestreut. An der Kasse im Supermarkt steht eine ausländische Frau, ihre Tochter hat noch einen Kaugummi aufs Band gelegt. Beim Bezahlen werden alle Münzen zusammengekratzt, aber es reicht nicht. Die Kassiererin wird etwas genervt, der Kaugummi soll weg. Ohne zu überlegen, hole ich einen Euro aus meinem Geldbeutel und gebe es der Kassiererin. Ich werde die leuchtenden Augen und die strahlende Dankbarkeit der beiden nicht vergessen. Im Nachhinein sehe ich darin, wie einfach sich Samen der Freude und Wertschätzung säen lässt.22

Mit dem Herzen sehen können

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Dieser Drachen in Herzform ist ein schönes Bild, wie ein offenes Herz einen aus dem Alltag abheben lässt.

Es zählt im Leben nur das, was man nicht zählen kann, und die nur mit den Augen sehen, sehen nur das Vordergründige. Aus der Kleidung, aus dem Haarschnitt, aus Einträgen in sozialen Netzwerken wird beurteilt, was für ein Mensch das ist, nicht selten liegt man dabei schwer daneben.

Wenn ich mich jedoch auf einen Menschen einlasse, vielleicht auch nicht gleich beim ersten Mal, kann ich erahnen, was meinen Gegenüber im Innersten bewegt. Wie sehr er seine Kinder liebt, die den Kontakt zu ihm abgebrochen haben, oder wie sehr er es dem Vater oder der Mutter rechtmachen möchte, die schon lange nicht mehr leben. Aber auch wovon er träumt, worüber er sich kindisch freuen kann.

Solche Begegnungen sind ein Geschenk und bereichern das Leben von jedem, weil man dabei sich dem Wesentlichen im Leben nähert.

Mit Menschen menschlich umgehen können

Hin und wieder begegnen wir fromme Menschen, die meinen, eine klare Trennung in Rechtgläubige und falsch Glaubende sei im christlichen Glauben gefordert, und so ziehen sie durch die Gemeinden wie Holzfäller … Das Gegenteil macht den christlichen Glauben aus, statt Spaltung, aufeinander zugehen und verbinden. Paulus beschreibt dies wie folgt: „Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung. Gegen solches Verhalten hat kein Gesetz etwas einzuwenden.“ Der Umgang mit Menschen ist eine Herausforderung, weil ich mich selbst einbringen muss, und dafür ist eine positive Grundhaltung Voraussetzung. Genau dazu befähigt uns der christliche Glaube durch das Wirken von Gottes Geist bis heute, zu einer guten Beziehung zu Gott, zu meinen Mitmenschen und zu mir selbst.

Leben besteht darin…

Es gibt nicht wenige, die meinen, das Leben sei ungerecht für sie, andere hätten eine bessere Kindheit, bessere Ausbildungs- oder Studienmöglichkeiten gehabt. Eine Sichtweise, in der das Glas immer halb leer ist, und sich im Wesentlichen damit beschäftigt, was einem alles zum Leben fehlt – so viel Asse und Trümpfe wie möglich! In der Folge jedoch auch nicht die Chancen und Möglichkeiten sieht, die es immer gibt. Für ein gutes Leben ist es wichtig zu sehen, was man alles hat – und das nicht wenig – und zu überlegen, was könnte sich daraus ergeben. Bei dieser Blickrichtung kreisen die Gedanken damit mehr um die Möglichkeiten evtl. mit Ausflug in eine Träumerei, was einem immer gut tut. Bei all den Überlegungen spielt letztendlich die Frage mit, worauf kommt es im Leben wirklich an. In dem Buch „Leben mit Vision“ heißt es, im Leben zählt nur das wirklich, was auch auf dem Sterbebett zählt, dort will keiner seine Kontoauszüge, Urkunden… sehen, sondern mit Menschen zusammen sein, die einem nahestehen. D.h. im Leben zählen meine Beziehungen, zu meiner Familie, meinem Umfeld, zu mir selbst und ganz entscheidend zu Gott. Im Pflegen von Beziehungen liegt sehr viel an mir selbst, ganz besonders in der Beziehung zu Gott. Das ist die Riesenchance für jeden.