Vertrauen erhebt die Seele

Einfach mal abheben, die eigene Welt von oben betrachten wie hier aus einem Heißluftballon. Dieses von oben Betrachten ändert nicht die Gegebenheiten, aber ich bekomme einen anderen Blick darauf, damit sieht vieles nicht mehr so dramatisch aus, als wenn ich direkt in der Situation stehe und nichts anderes als das Problem noch sehen kann. Heißluftballonfahrten sind eine kostspielige Angelegenheit. Jean-Jacques Rousseau, ein Pädagoge, der seine Welt im 18. Jahrhundert revolutionierte, beschreibt eine einfachere Variante – das Vertrauen. Das Vertrauen erhebt die Seele. Wer vertrauen kann, findet in allen Situationen ausreichend Abstand, sieht nicht nur, wie es weitergehen kann, sondern sieht, wie es gut weitergehen kann. Vertrauen ist ein kostbares Gut, das es nicht zum Nulltarif gibt. Es kostet oftmals viel Überwindung, es bedarf vieler Dennochs „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ Ps. 73,23 Wir wünschen allen besonders in diesen schwierigen Zeiten den Blick auf Erfahrungen und Erlebnisse, die das Vertrauen in Gott stärken.

Gottes Sehnsucht, der Mensch

In Sehnsucht vereinen sich zwei Aspekte, einmal das innige Verlangen nach einer Person, Dingen … und das Gefühl, durch dieses innige Verlangen enttäuscht werden zu können.

Beides trifft zu auf Gottes Sehnsucht: „Gott hat diese ganze Welt so in seiner Liebe umfasst, dass er seinen Sohn, der sein Ein und Alles war, hingab.“  (Joh. 3,16)

Die Sehnsucht Gottes ist so groß, dass er bereit ist, Enttäuschungen zu ertragen, dass Menschen ihm nicht vertrauen trotz seiner Liebe, die er mannigfach bezeugt. „Keiner, der sein Vertrauen auf ihn setzt, geht verloren. Wer aber ihm vertraut, der hat damit das Leben voller Ewigkeit.“

Der Mensch, nach dem sich Gott sehnt, ist nicht vollkommen, sondern einfach ein Mensch, der Gott vertraut. Und wie aus vielen Puzzlestücken mit der Zeit ein immer klareres Bild entsteht, so entwickelt sich auch der Mensch, ohne jemals ganz fertig zu sein – auch nicht im hohen Alter.

Wenn es Bereiche gibt, in denen keine Kontur erkennbar ist – was soll‘s, das ist für Gott nicht relevant, relevant ist für ihn allein das Vertrauen, dass ich durch seinen Sohn das Leben in Fülle habe und dieses Leben in großer Dankbarkeit gestalte.

Wer Schwäche nicht zugeben kann…

Der heutige Spruch ist eine Aussage des Schriftstellers Robert Schneider in der „SWR1 Leute“-Sendung beim Thema „Putins Krieg in der Ukraine“. Darüber kann sich jeder selbst weiter Gedanken machen, dies wird hier nicht weiter vertieft.

Der Spruch macht eine grundsätzliche Aussage zur ganz persönlichen Haltung gegenüber der eigenen Schwäche. Unzweifelhaft hat jeder Stärken, jeder hat Schwächen. Schade ist es, wenn Stärken vorhanden sind, einem nicht bewusst sind und damit brach liegen. Richtig problematisch wird es jedoch, wenn es Schwächen gibt, die man sich selbst nicht eingesteht, d. h. wenn ich in dem Bereich nicht ehrlich zu mir selbst bin. Diese verdrängte Schwäche wirkt, wie alles, was verdrängt wird, was dazu führt, dass das Unterbewusstsein einen antreibt zu allem, was als Kompensation taugen könnte (Symbole der Stärke oder Machtdemonstrationen).

Welche Möglichkeiten ergeben sich bei diesem Thema aus dem christlichen Glauben? Wer sich bei Gott angenommen weiß mit seinen Stärken und mit seinen Schwächen, kommt auch in der Selbstannahme voran. Ein Angebot, für das wir Gott von Herzen dankbar sein dürfen

Der tiefere Sinn von Einheit

Ein größeres Unternehmen beauftragte eine namhafte Beraterfirma die Organisation zu optimieren. Heraus kam, dass die Zusammenarbeit von zwei wesentlichen Abteilungen nicht funktioniert. Als Lösung wurden die beiden Abteilungen einfach in einen gemeinsamen Bereich mit einem neuen Leiter zusammengefasst. Das Ergebnis: die Beraterfirma hat ein dickes Honorar eingestrichen, es gab neue Abteilungsbezeichnungen, aber wesentlich mehr war nicht, die Mitarbeiter haben weitergearbeitet wie eh und je. Willy Brandt sagte den legendären Spruch: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“ Zu diesem Zusammenwachsen gehört „einander ganz und ernsthaft öffnen und annehmen“. Genau dies ist die Herausforderung. Wo immer es um Einheit geht, sei es in der Ehe, der Familie, Organisationen, Ländern … es ist ein Prozess, bei dem Geduld und Ausdauer gefragt ist. Paulus sagt: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat…“ Rö. 15, 7. Um Menschen so annehmen zu können, muss ich mich selbst angenommen haben und mich bei Gott angenommen wissen. Diese Gewissheit wünschen wir allen.

Unsere Hoffnung…

Die Hoffnung, dass eines Tages alles gut sein wird, ist in vielen Christen fest verankert und im apostolischen Glaubensbekenntnis formuliert: „Ich glaube an Gott, den Vater, … und an Jesus Christus, …am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Alles ist in Ordnung meint, alles funktioniert. Es sagt nichts darüber aus, ob es gut oder schlecht ist oder sogar beides. Die einen profitieren von der Ordnung, die anderen leiden unter der Ordnung (Bsp. unsere Weltwirtschaftsordnung bevorzugt die reichen Länder und benachteiligt die armen Länder). Momentan wird uns vor Augen geführt, dass ein machthungriger Präsident die funktioniere Weltordnung nach seiner ganz speziellen Vorstellung zu einer anderen Weltordnung verändern will. Eine stabile Ordnung gibt es nur, wenn es für alle gut ist, und das wird es erst Realität, nachdem Jesus wiedergekommen ist und alles neu gemacht hat. Das ist die Hoffnung, die Christen in sich tragen, und diese Hoffnung trägt auch in schwierigen Zeiten. Diese Hoffnung wünschen wir allen.