Der Gerechte wird aus Glauben leben

Zum 500. Reformationsjubiläum soll Martin Luther allein zu Wort kommen:

„Die Worte ‚gerecht‘ und ‚Gerechtigkeit Gottes‘ wirkten auf mein Gewissen wie ein Blitz; hörte ich sie, so entsetzte ich mich: Ist Gott gerecht, so muss er strafen. Aber als ich einmal in diesem Turme und Gemache über die Worte (Römer 1, 17) ‚Der Gerechte wird seines Glaubens leben‘ und *Gerechtigkeit Gottes‘ nachsann, dachte ich alsbald: Wenn wir als Gerechte aus dem Glauben leben sollen und wenn die Gerechtigkeit Gottes jedem, der glaubt, zum Heil gereichen soll, so wird sie nicht unser Verdienst, sondern die Barmherzigkeit Gottes sein. So wurde mein Geist aufgerichtet. Denn die Gerechtigkeit Gottes besteht darin, dass wir durch Christus gerechtfertigt und erlöst werden. Nun wandelten sich mir jene Worte in liebliche Worte. In diesem Turm hat mir der Heilige Geist die Schrift geoffenbart.“

Wir wünschen allen viel Freude an diesem besonderen Reformationstag.

Größte Freiheitstraum, Sklavenaufseher werden

Im ersten Moment hört sich unser heutiger Spruch etwas schräg an. Jeder möchte sicherlich frei sein, entscheidend ist jedoch, welches Bild von Freiheit sich aus den eigenen Erfahrungen entwickelt hat.

Es gibt Systeme, die nach dem Hammer und Amboss-Prinzip funktionieren. Entweder Hammer, der austeilt, oder Amboss sein, der einstecken muss. Klar möchte keiner wirklich Amboss sein, die einzige Alternative ist dann nur ein Hammer Dasein.

Es ist auch zu beobachten, wie dieses Prinzip immer mehr in Kirchen eindringt. Menschen, die nicht in Freiheit aufgewachsen sind, aber sich auch nichts sagen lassen wollen, zetteln „Befreiungsaktionen“ an, an deren Ende sie oft die neuen Unterdrücker sein werden. Dies ist besonders bedauerlich, da wir Christen durch Jesu Erlösungstat zur Freiheit befreit wurden und diese Tat dadurch pervertiert wird. Jesus sagt: “Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.” (Joh. 8, 36)

Wir wünschen allen die christliche Freiheit im Glauben und im Denken

Zur Freiheit muss man geboren sein

Die Stadt, in der diese Freiheitsstatue steht, hat mich tief bewegt. Die Freiheit wird im ganzen Land unheimlich hoch gehalten. Es ist aber auch die Angst spürbar, diese Freiheit zu verlieren. So wird an vielen Stellen die Freiheit massiv eingeschränkt mit der Begründung, dadurch die Freiheit besonders zu schützen.

Auffallend für mich ist generell, wie willig sich Menschen Einschränkungen und Bevormundungen gefallen lassen. Bevormundungen scheinen manchen angenehm, unterstützen die Passivität und reduzieren die Eigenverantwortlichkeit.

Die Frage für mich ist, warum scheint Bevormundung für manche so viel attraktiver zu sein als in Freiheit zu leben? Muss man zur Freiheit geboren bzw. erst erzogen werden?

Dazu hat sich bereits Paulus geäußert: ”Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal. 5, 1)

Wie recht er hat, nicht jeder kann in dieser Freiheit in Christus leben – Gott sei Dank, wenn es mir mehr oder weniger gut gelingt.

Wir brauchen es geliebt zu werden

Nach dem dusteren Bild in der letzten Woche heute ein Bild, das unser Innerstes erwärmen kann. Thematisch schließt jedoch der heutige Spruch an die Gedanken der letzten Woche an.

Was tun wir nicht alles an Engagement und Glanzleistungen, um Anerkennung und Beachtung zu finden, obwohl wir eigentlich „nur“ geliebt werden wollen? Warum fällt es Menschen so schwer, sich das einzugestehen „es ist nicht nur schön geliebt zu werden, ich brauche das, weil dies der wesentliche Teil vom Leben ist!“

Zu diesem Wunsch zu stehen, ist der Schlüssel für jegliches Leben im Alltag wie im geistlichen Sinn. Ich muss Menschen und Gott nicht durch Leistungen auf mich aufmerksam machen, sondern mit dem ehrlichen inneren Wunsch geliebt zu werden. Wer so lebt, wird die Menschen finden, die das für sich selbst praktizieren und deren Leben diese Liebe ausstrahlt, und im Glauben wird Gottes Wesen verständlicher werden, der von sich sagt: „Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3, 16).