Erfahrung ist, was man daraus macht

Der heutige Spruch sagt klar, Erfahrung und Lebensreife hängen nicht von den Umständen ab, sondern was ich aus den Umständen mache, d. h. es liegt an mir selbst, was ich aus den Situationen mache, in die ich gewollt oder ungewollt gekommen bin.

In dem bekannten Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ heißt es: „und ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück, … dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde…“. Die dunklen Täler und leider auch Feinde gehören zum Leben dazu, erst sie lassen den Menschen reifen zu festen Persönlichkeiten. Es ist schön, eine behütete Kindheit zu haben oder gehabt zu haben, aber Kinder, denen alle Hindernisse aus dem Weg räumt werden, tun sich später im Leben deutlich schwerer als Kindern, die schon früh erleben mussten, dass das Leben „kein Ponyhof“ ist.

So ist auch Gott. Er erspart uns nicht dunkle Täler und Konflikte, vielleicht stellt er uns sogar manchmal in solche, damit wir in einen besonderen Reifeprozess gelangen. In meinem Leben gab es einige dunkle Täler und Konflikte, im Nachhinein möchte ich jedoch keine dieser Krisen missen, haben sie mich doch zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Wir wünschen allen Gottes Segen und seinen Beistand auf all unseren Wegen.

Wer nicht stark in sich selber steht ist wie Fass ohne Boden

 

In einem Lied heißt es: „Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du nirgendwo zu Haus…“,

verbunden mit dem heutigen Spruch könnte es auch heißen: „Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, sind alle Aktivitäten ein Fass ohne Boden…“ oder noch weiter ausgeholt,
„Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du auch im Reich Gottes nicht wirklich zu Hause!“

Zu dem Thema macht Jesus zwei grundsätzliche Aussagen in Matth. 22, 36-40: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!“ Das heißt nichts anderes als „du kannst nur andere Menschen lieben, wenn du bei dir selbst zu Hause bist“,

und „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Gemüt“! Je mehr mein Leben stimmig, umso lebendiger ist die Beziehung zu Gott.

Wie fundamental diese Aussagen Jesu im christlichen Glauben sind, macht er abschließend deutlich: „In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern.«

Wir wünschen allen Gottes Segen auf diesem lebenslangen Weg zu sich selbst und unserer himmlischen Heimat.

Menschen annehmen und sich selbst annehmen

Ein bekanntes Bibelwort lautet: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, denn dadurch wird Gott geehrt.“ Rö. 15,7.

Das Annehmen lassen von Gott und das Annehmen meiner Mitmenschen stellt manchen vor nicht unerheblichen Herausforderungen. Was in dem Text nicht explizit erwähnt wird, ist die Selbstannahme, d. h. sich (weitestgehend) mit all seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren.

Dieser Aspekt verbirgt sich hinter dem heutigen Spruch. Wie kann ich Menschen annehmen, die sich selbst nicht angenommen haben. Die Problematik ist, nehme ich das an, was die Person vorgibt zu sein (verborgen hinter einer Rolle oder Fassade), oder nehmen wir die Person an, die (un)bedacht hin und wieder erkennbar wird. Wahrscheinlich ist es am sinnvollsten, sie als widersprüchliche Person anzunehmen.

Was aus dem Bibeltext und den Gedanken deutlich wird, ist, welchen Einfluss die Selbstannahme auf meine Beziehungen hat zu Mitmenschen und sicherlich auch zu Gott. Wir wünschen allen Gottes Segen mit diesen Gedanken.

Was ist wichtiger, der Weg oder das Ziel?

Die Diskussion ist der Weg oder das Ziel wichtiger, ist uralt. Unser heutiger Spruch bringt einen ganz neuen Aspekt.

    • Zählt nur das Ziel, besteht die Gefahr, dass vor lauter Fokussierung auf genau dieses eine Ziel das, was sich auf dem Weg befindet oder ereignet, so gut wie nicht wahrgenommen wird.
    • Zählt nur der Weg, hat Wohlfühlen einen ganz hohen Stellenwert, das Ziel wird zur Nebensache oder im Extremfall sogar überflüssig.

Beides hat seine Berechtigung, was sich so ausdrücken lässt: „Mein Ziel ist der Weg zum Ziel“.

Wer einen Weggefährten mit diesem Motto hat, hat nicht nur einen Weg und ein Ziel (für beides brauche ich nicht zwingend eine Begleitung), sondern ist gut unterwegs und in guter Begleitung. „Sag mir, mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist!“

Für mich sind diese Gedanken besonders wertvoll in Bezug auf unseren christlichen Glauben, der ein Beziehungsglaube ist mit Jesus als Begleiter und sogar als Erlöser.

Eine gute Perspektive zum Beginn des Neuen Jahres.