Was bleibt…

An der Schwelle zum Neuen Jahr steht die Frage im Raum, was bleibt, wenn das Jahr 2020 vorbei ist. Für jeden selbst stellt sich früher oder später auch die Frage, was bleibt, wenn ALLES vorbei ist? Unser Spruch macht heute einen genialen Gedankensprung, was IST NICHT VORBEI, gerade wenn nichts bleibt? Das alles sind Fragen, die tief unser Menschsein berühren und uns bei der Suche nach Orientierung helfen. So sehr mir der Spruch gefällt, Paulus legt die Prioritäten gerade andersherum. Die Liebe vergeht niemals. Prophetische Eingebungen werden aufhören; das Reden in Sprachen, die von Gott eingegeben sind, wird verstummen; die Gabe der Erkenntnis wird es einmal nicht mehr geben. Denn was wir erkennen, ist immer nur ein Teil des Ganzen, und die prophetischen Eingebungen, die wir haben, enthüllen ebenfalls nur einen Teil des Ganzen. Eines Tages aber wird das sichtbar werden, was vollkommen ist. Dann wird alles Unvollkommene ein Ende haben… Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber am größten von ihnen ist die Liebe.“ (1. Kor. 13)

In dieser festen Gewissheit wünschen wir allen ein gutes Neues Jahr 2021.

… dann ist Weihnachten

Eine außergewöhnliche Adventszeit geht zu Ende. Kein Einkaufsstress, kein Adventfeierstress – Termine überschneiden sich dieses Jahr nicht – Besinnlichkeit und Ruhe seit dem ersten Advent. Die Rückbesinnung auf die wesentlichen Dinge, die keine Dinge sind, war möglich. Jetzt steht der Höhepunkt an, den Gott uns geschenkt hat. In der dunkelsten Jahreszeit hat er uns Licht entzündet, das bis heute leuchtet. Der Sohn Gottes kam aus Liebe zu uns in unsere Welt. Lasst uns diese besondere Zeit genießen und feiern im Kreis der Kernfamilie und über Weihnachten hinaus, denn jedes Mal, wenn wir Liebe und Verständnis einander entgegenbringen, ist WEIHNACHTEN.

Die wichtigsten Dinge im Leben sind keine Dinge

Wenn man „wichtige Dinge“ googelt findet man u.a. folgende Zitate:

  • Zu einem großen Manne gehört beides: Kleinigkeiten als Kleinigkeiten und wichtige Dinge als wichtige Dinge zu behandeln.
  • Das erste aller wichtigen Dinge ist, nicht das Gewissen zu betrügen.

Wir merken, wichtige Dinge im Leben sind keine Gegenstände (Dinge), „wichtige Dinge“ sind gute Beziehungen, Umarmungen und Begegnungen, Nähe. Wie sehr wir davon leben, erleben wir gerade in dieser Zeit bei jedem Telefonat, jeder Videosession jeder kurzen Begegnung.

Wir erleben ebenso, dass gute Beziehungen „Bestand“ haben über Jahre hinweg, selbst wenn der Kontakt unterbrochen war. Schnell knüpft man an gute frühere Begegnungen wieder an.

Damit erleben wir die Dimension der Aussage von Paulus Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe.“ (1. Kor 13).

Und wir spüren ebenfalls, wie wahr die zweite Aussage ist: „Von diesen dreien aber ist die Liebe das Größte.“ Wir wünschen allen gute Begegnungen, viel Nähe auch bei räumlicher Distanz.

Erfahrungen sind wirksamer als Regeln

Auch wenn man es schon fast nicht mehr hören will, die Advents- und die Weihnachtszeit ist dieses Jahr ganz anders als sonst. Die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) schützen uns einerseits, anderseits schränken sie Begegnungen und positive Erfahrungen drastisch ein. Leben lebt ganz wesentlich von positiven Erfahrungen, die auch unter diesen Umständen möglich sind, halt anders als sonst. Wir sind dieses Jahr sehr viel stärker gefordert uns bewusst zu machen, wo Gutes erlebt werden kann, wo man kreativ werden kann, um etwas Schönes selbst erleben zu können oder auch kreativ zu werden, wie man anderen eine kleine Aufmerksamkeit oder Freude machen kann. Jesus sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matth. 7,12). Wir sollten speziell in dieser Zeit unsere Erwartung nicht senken, sondern besonders hoch schrauben. Wir wünschen allen viel Freunde und Kreativität, ganz besonders Gottes Segen und das Spüren seiner Nähe.

Advent = warten auf die sich öffnende Tür

Es ist ein starkes Bild von Dietrich Bonhoeffer: Advent = Warten auf die sich öffnende Tür zur Befreiung aus der Gefangenschaft. Die ganze Welt wartet derzeit auf die Befreiung aus der Gefangenschaft dieses unsichtbaren, teilweise tödlichen Virus, das alle Lebensbereiche drastisch einschränkt. Die für das Leben existentielle Beziehungspflege ist in diesen Tagen nochmals weiter reduziert worden. Geburtstage, Hochzeiten, Familienfeiern wie Weihnachten, aber auch Trauerfeiern, nichts ist mehr so, wie es einmal war. Alle warten sehnsüchtig auf die Zeit ohne das unsichtbare Virus. Warten ist eine Tätigkeit, die gelernt sein will. Vielen liegt das Warten nicht, haben dazu keinen Nerv, ich selbst gehöre dazu. Vielleicht ist 2020 die einmalige Chance, die Adventszeit als besinnliche Zeit erleben zu können, nicht abgelenkt zu sein vom Trubel der Weihnachtsmärkte und -feiern im Betrieb und Vereinen… Zeit haben zum Warten, um Ruhe zu finden und auszuhalten, eingekehrt sein, so dass wir rückblickend sagen können, diese Adventszeit war eine gesegnete Zeit. Das wünschen wir allen, auch uns selbst.