Mache dir keine Sorgen!

In Namibia haben wir viele Giraffen beobachten können, die graziös mit ihren langen Beinen stolzieren. Zum Wassertrinken grätscht sie ihre Beine unförmig, nur so erreicht sie das Wasser. Besonders ist, dass sie aus Angst, beim Angriff eines Löwen zu spät auf die Beine zu kommen, immer im Stehen schlafen. Unser Spruch heute beginnt mit, „Mach dir keine Sorgen…“, d.h. lass es sein, dir selbst Sorgen zu erfinden ohne konkreten Anlass! Was könnte alles passieren, wenn dies und jenes geschehen würde, unwahrscheinlich aber theoretisch möglich. Sorgen können einem den notwendigen gesunden Tiefschlaf rauben. Damit reduziert sich die Energie für den Alltag und es fehlt die Kraft, die notwendig ist, wenn tatsächliche Sorgen auftreten. Wirklichen Sorgen muss man sich stellen, sie verdrängen endet mit einem bösen Erwachen. Sich der Sorge stellen, bedeutet nicht, dass es damit automatisch eine Lösung gibt, aber man ist sensibilisiert zu erkennen, wann und wie sich eine mögliche Lösung anbahnen könnte. Eine ganz besondere Hilfe haben Gläubige, die sich in Gottes Hand geborgen wissen und damit auch konkrete Sorgen in seine Hände geben dürfen. Das löst nicht immer (gleich) das Problem, aber es beruhigt ungemein.

Gesichter sind die Lesebücher des Lebens

In einem Lied heißt es: „Wär‘ ich ein Buch zum Lesen, welche Art von Buch wär ich, eins das noch nie dagewesen, wär‘ ich ein Buch für dich…“. Der italienische Filmregisseur Federico Fellini sagt, Gesichter sind die Lesebücher des Lebens, d. h. ich bin durch mein Gesicht ein offenes Buch für andere. Auch wer ein Standardgrinsen aufsetzt, sagt etwas, nämlich ich will dir von mir nichts preisgeben. In unserem Urlaub in Namibia hatten viel Kontakt mit den Menschen. Es war wunderbar, in diese lebensfreudigen Gesichter zu sehen, die so viel Natürlichkeit und Unverkrampftheit ausdrücken und ansteckend wirken. Auch Jesus so muss auf seine Umgebung gewirkt haben, an einer Stelle heißt es: „Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb…“. Jesus zeigte in seinem Leben das Gesicht Gottes, eines liebenden und geduldigen Vaters, der den Menschen Leben schenkt in der Einzigartigkeit und Natürlichkeit so wie jeder Mensch als Unikat geschaffen wurde. Dies ist ein großes Geschenk, das man freudig und dankbar annehmen darf.

Säen ist Investition in die Zukunft

Aktuell wird uns durch die Energiekrise und den Klimawandel vor Augen geführt, was passiert, wenn der Blick im Wesentlichen darauf gerichtet ist, was wir „ernten“ und nicht darauf, was wir säen, d. h. investieren. Das Bild vom Sämann gefällt mir sehr. Am Ende des Tages überlegen, nicht was hat der Tag mir gebracht, sondern wo habe ich mit meinen Worten oder Gesten einen Samen der Wertschätzung oder Freude gestreut. An der Kasse im Supermarkt steht eine ausländische Frau, ihre Tochter hat noch einen Kaugummi aufs Band gelegt. Beim Bezahlen werden alle Münzen zusammengekratzt, aber es reicht nicht. Die Kassiererin wird etwas genervt, der Kaugummi soll weg. Ohne zu überlegen, hole ich einen Euro aus meinem Geldbeutel und gebe es der Kassiererin. Ich werde die leuchtenden Augen und die strahlende Dankbarkeit der beiden nicht vergessen. Im Nachhinein sehe ich darin, wie einfach sich Samen der Freude und Wertschätzung säen lässt.22

Mit dem Herzen sehen können

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Dieser Drachen in Herzform ist ein schönes Bild, wie ein offenes Herz einen aus dem Alltag abheben lässt.

Es zählt im Leben nur das, was man nicht zählen kann, und die nur mit den Augen sehen, sehen nur das Vordergründige. Aus der Kleidung, aus dem Haarschnitt, aus Einträgen in sozialen Netzwerken wird beurteilt, was für ein Mensch das ist, nicht selten liegt man dabei schwer daneben.

Wenn ich mich jedoch auf einen Menschen einlasse, vielleicht auch nicht gleich beim ersten Mal, kann ich erahnen, was meinen Gegenüber im Innersten bewegt. Wie sehr er seine Kinder liebt, die den Kontakt zu ihm abgebrochen haben, oder wie sehr er es dem Vater oder der Mutter rechtmachen möchte, die schon lange nicht mehr leben. Aber auch wovon er träumt, worüber er sich kindisch freuen kann.

Solche Begegnungen sind ein Geschenk und bereichern das Leben von jedem, weil man dabei sich dem Wesentlichen im Leben nähert.

Mit Menschen menschlich umgehen können

Hin und wieder begegnen wir fromme Menschen, die meinen, eine klare Trennung in Rechtgläubige und falsch Glaubende sei im christlichen Glauben gefordert, und so ziehen sie durch die Gemeinden wie Holzfäller … Das Gegenteil macht den christlichen Glauben aus, statt Spaltung, aufeinander zugehen und verbinden. Paulus beschreibt dies wie folgt: „Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung. Gegen solches Verhalten hat kein Gesetz etwas einzuwenden.“ Der Umgang mit Menschen ist eine Herausforderung, weil ich mich selbst einbringen muss, und dafür ist eine positive Grundhaltung Voraussetzung. Genau dazu befähigt uns der christliche Glaube durch das Wirken von Gottes Geist bis heute, zu einer guten Beziehung zu Gott, zu meinen Mitmenschen und zu mir selbst.

Leben besteht darin…

Es gibt nicht wenige, die meinen, das Leben sei ungerecht für sie, andere hätten eine bessere Kindheit, bessere Ausbildungs- oder Studienmöglichkeiten gehabt. Eine Sichtweise, in der das Glas immer halb leer ist, und sich im Wesentlichen damit beschäftigt, was einem alles zum Leben fehlt – so viel Asse und Trümpfe wie möglich! In der Folge jedoch auch nicht die Chancen und Möglichkeiten sieht, die es immer gibt. Für ein gutes Leben ist es wichtig zu sehen, was man alles hat – und das nicht wenig – und zu überlegen, was könnte sich daraus ergeben. Bei dieser Blickrichtung kreisen die Gedanken damit mehr um die Möglichkeiten evtl. mit Ausflug in eine Träumerei, was einem immer gut tut. Bei all den Überlegungen spielt letztendlich die Frage mit, worauf kommt es im Leben wirklich an. In dem Buch „Leben mit Vision“ heißt es, im Leben zählt nur das wirklich, was auch auf dem Sterbebett zählt, dort will keiner seine Kontoauszüge, Urkunden… sehen, sondern mit Menschen zusammen sein, die einem nahestehen. D.h. im Leben zählen meine Beziehungen, zu meiner Familie, meinem Umfeld, zu mir selbst und ganz entscheidend zu Gott. Im Pflegen von Beziehungen liegt sehr viel an mir selbst, ganz besonders in der Beziehung zu Gott. Das ist die Riesenchance für jeden.

Werden braucht Geduld

Ein Spruch, der die heutige Grundhaltung vieler gut illustriert: „Bei einer Frau dauert die Schwangerschaft neun Monate, bei neun Frauen muss das in einem Monat möglich sein!“

Ständig muss optimiert werden, schneller, höher, weiter… Das ist das Wesensmerkmal unserer technisierten Welt. Es ist zu beobachten, dass sich dies auch schon in Bereiche unseres Lebens eingeschlichen hat.

Unser Pfirsichbaum macht deutlich, was Dietrich Bonhoeffer in seinem Spruch meint. Ich muss im Frühjahr geduldig sein, bis die Äste Fruchttriebe setzen, erst dann kann ich entscheiden, welche Äste an welcher Stelle geschnitten werden sollen. Eine Zeit später gibt es eine wunderschöne Pfirsichblüte und ich hoffe, es gibt warme Tage, an denen die Bienen fliegen, um die Blüten zu bestäuben. Anschließend sieht man, wie die befruchteten Blüten sich über Wochen zu einer Frucht entwickeln – und wieder hoffe ich, dass es genügend Sonnenschein gibt, damit sie gut reifen können. Nicht alle werden zeitgleich reif, so ist auch bei der Ernte Geduld gefragt. Fazit: während der meisten Zeit beim Wachstum muss ich mich in Geduld üben. Das, was in der Natur gilt, gilt auch für den Mensch, die Liebe und den Glauben, alles braucht seine Zeit und damit viel Geduld. Doch es lohnt sich, wenn man auf das Ergebnis achtet.

Liebe heißt, mit Unvollkommenheit leben können

Liebende hängen gern gravierte Schlösser an Brückengeländer und werfen dann den Schlüssel in den Fluss als Zeichen ihrer ewigen Liebe. Eine schöne Zeremonie, ob dies dauerhaft gelingt, entscheidet sich an ganz anderer Stelle. Solange man verliebt ist und sich im 7. Himmel fühlt, wird vieles nicht wahrgenommen. Wenn nach dem Verliebtsein immer mehr Eigenschaften zum Vorschein kommen, ist aktive Liebe gefordert. Dann wechselt die Kraft, die einem bisher einfach zugeflogen ist und beflügelt hat, in Kraft, die man plötzlich aufbringen muss, um diese Beziehung weiter aufrecht erhalten zu können. Mit der eigenen Unvollkommenheit umzugehen, ist schon schwer, aber mit der Unvollkommenheit des Anderen umzugehen, ist noch anspruchsvoller. Im Gegensatz zu mir selbst kann ich beim Anderen nichts ändern, mir bleibt zu versuchen, ihn in all seiner Unvollkommenheit mehr und mehr anzunehmen und zu lieben. An dem Punkt wird deutlich, was Liebe bedeutet, und damit auch die Liebe Gottes zu uns unvollkommenen Menschen. Es hilft manchem Gläubigen in seinen Bemühungen, dass die Liebe zu Gott, die Liebe zum Mitmenschen und die Liebe zu sich selbst den Kern des christlichen Glaubens darstellen.

Der Weg zum Ziel ist das Ziel

Dieser Fahrradtunnel unter dem Lienzer Bahnhof ist Teil des Drauradwegs. Die Drau entspringt in der Nähe von Toblach (Italien), fließt durch Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn, wo sie nach 749 km in die Donau mündet.

Unser Ziel beim Radeln ist immer, eine schöne Landschaft ohne große Steigungen genießen zu können, und so sind wir nur ca. 300 km von Toblach bis Lavamünd geradelt. Beim nächsten Mal wird es ein anderer Radweg werden, aber mit demselben Ziel.

So wie im Urlaub läuft es im Leben oftmals nicht. Die einmal eingeschlagenen Wege werden immer bestimmender und oft vergisst man, was eigentlich einmal das Ziel war.

Es lohnt sich Gedanken zu machen, was das Ziel war. Ist es heute noch mein Ziel, wenn ja, muss ich etwas ändern, damit die aktuellen Wege wieder zielführend sind, wenn nein, was hat sich geändert, was ist mein Ziel heute?

Für Gläubige heißt das auch, wie stark hat der Glaube anfangs mein Lebensziel geprägt, hat sich da etwas geändert, wenn ja, ist es gut so wie es heute ist?

Manche meinen, „der Weg ist das Ziel“, andere streichen den Artikel, dann heißt es nur noch „Weg ist das Ziel“ ich meine, „der Weg zum Ziel ist das Ziel“.

Einzug ins „himmlische Finale“

Die Fußballnationalmannschaft der Frauen hat mit einer phänomenalen Teamleistung das Finale erreicht. Bezeichnend ist, dass Spielerinnen, die wenig Spielpraxis hatten oder auch mal einen schlechten Tag haben, von der Trainerin ohne Diskussion aufgestellt wurden, weil sie an die Qualitäten der Spielerinnen glaubt. Dieses Vertrauen in die Spielerinnen hat einen so immensen Motivationsschub gegeben, dass sie sich selbst gegen Favoriten gut durchsetzen konnten und jetzt im Finale stehen.

Gott glaubt an jeden Menschen, wenn der Mensch versucht so zu sein, wie Gott ihn geschaffen hat, und zwar als ganz individuelle Persönlichkeiten. Gott glaubt an den Menschen, weil er das Gute im Menschen sieht und sich nicht von immer vorhandenen Schwächen und Fehlschlägen von dieser Sichtweise abbringen lässt.

Dieses Vertrauen Gottes in den Menschen befreit nicht nur, sondern beflügelt und entwickelt einen mehr und mehr zu dem Menschen, den Gott als Unikat geschaffen hat.

Wer sich so von Gott ansprechen lässt, geht im „himmlischen Finale“ als Sieger hervor.