Richtig Abschied nehmen können

Nach über 34 Jahren in dem Unternehmen habe ich gestern meinen Abschied gefeiert. Es gab sehr persönliche Worte über meinen Einsatz und tatsächlich hat mir meine Arbeit sehr viel Freude bereitet. Trotzdem tut der Abschied jetzt nicht weh, weil jetzt die richtige Zeit ist, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Vieles hat sich bisher der übrig gebliebenen Zeit unterordnen müssen, das soll jetzt anders werden, ruhiger und entspannter, so zumindest mein Plan. Richtig Zeit haben für das, was wirklich wichtig ist, Beziehungen pflegen, aber auch Zeit für sich selbst. Reinhard Mey beschreibt es in einem Lied sehr schön: „Ich liebe das Ende der Saison“ – alles bewusster erleben. In Prediger 3 heißt es: „Alles hat seine Zeit… Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ Die Bibel soll auch an dem Punkt uneingeschränkt für mein Leben gelten.

Anders-DENKENDE bringen mich weiter

Dieser Spruch von Voltaire spricht mich stark an: „Ich teile ihre Meinung nicht…“, aber trotzdem setzt er alles daran, dass er sie sagen darf. Aktuell fühlt man in Diskussionen und Debatten genau das Gegenteil. Wer eine andere Meinung hat, ist ein Feind, am besten keinerlei Berührungspunkte mit solch gefährlichen Gedanken. Wenn andere Meinungen als gefährlich angesehen werden, sind sie wahrscheinlich für denjenigen auch gefährlich, weil was er als seine Meinung ansieht, er mehr oder wenige blind übernommen hat und in jeder Diskussion untergehen würde. Derweil ist die Auseinandersetzung mit wirklich Anders-DENKENDEN extrem wichtig für einen selbst. Andersdenkende fordern mich heraus zum Reflektieren über die eigene Position, bestehende Unschärfen können präzisiert werden, ganz neue Gedanken können entstehen oder Inhalte des Anders-DENKENDEN bringen mich weiter. Was für das Leben gilt, gilt auch für den Glauben. Paulus schreibt: „Prüfet alles und das Beste behaltet!“. Jeder Anders-GLAUBENDE bringt mich in meinem persönlichen Glauben weiter. Wir wünschen allen Gottes Segen mit diesen Gedanken.

Die Besonderheiten im Anderssein entdecken

Es gibt viele Menschen, die andere reflexartig danach beurteilen, ob sie ihren Vorstellungen entsprechen oder nicht. Sie machen sich nicht die Mühe, sich mit anderen Menschen zu beschäftigen, geschweige denn zu versuchen, ihr Anderssein zu verstehen. Eckhard von Hirschhausen erzählt dazu eine treffende Geschichte von einem Pinguin im Zoo, den er wegen seines wackeligen Laufens bemitleidet. Als er dann jedoch im Wasser war, war er in seinem Element und schwamm graziös und schnell hin und her. Und anfangs dachte er „Fehlkonstruktion“. Seine Schlussfolgerung daraus: Wie schnell fällt man Urteile und wie wichtig ist das Umfeld, damit das, was man gut kann, überhaupt zum Tragen kommt. Gott ist ein Meister in der Vielfalt, jeder Mensch ist einzigartig und selbst Nebensächlichkeiten wie die Schneeflocken sind unterschiedlich. Wir wünschen allen Gottes Segen und ausreichend Zeit, um die Besonderheit in anderen Menschen zu entdecken. Link zum Piguinvideo

Nur wer sein Ziel kennt, findet seinen Weg

Gleich klar und deutlich vorneweg: „Wenn ich mein Ziel nicht kenne, helfen mir Wegweiser gar nichts.“ Wir erleben heute Mitmenschen, die wie Wegweiser wirken: „Du musst das ausprobieren“, „da musst du unbedingt hingehen“, „davon musst du absolut die Finger lassen, das ist ganz gefährlich“ … Wer nicht weiß, was er will, ist solchen „Wegweisern“ mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Was im Alltag gilt, gilt auch im Glauben. Es gibt so viele, die einem genau sagen, was Gottes (besser ihr eigner) Wille ist. Wer hier keine klare Grundausrichtung hat, kann leicht an seinem Glauben verzweifeln. Für mich sind die 4 Sola von Martin Luther eine einfache, aber ganz klare Ausrichtung: allein der Glaube, allein die Schrift, allein Christus und allein die Gnade. Wir wünschen allen für ihr Leben und Glauben klare Ziele zu haben, um daraus den eigenen Weg zu finden und freudig zu gehen.

Einen klaren Standpunkt vertreten wie Martin Luther

Eine Karikatur bringt es genial auf den Punkt: Von dem Begriff „Information“ gehen zwei Pfeile weg, einmal zu „gefällt mir“ der andere zu „gefällt mir nicht“. Von „gefällt mir“ geht der Pfeil weiter zu „Wahrheit“, von „gefällt mir nicht“ geht der Pfeil weiter zu „Lüge“. Es zeigt dramatisch auf, wie vielfach mit den Begriffen Wahrheit und Lüge umgegangen wird.

Martin Luther vertrat seine Überzeugung vor dem Reichstag in Worms auf Grundlage der Bibel und seinem Gewissen, das vom Wort Gottes geprägt ist. Sie konnten ihn auf dieser Grundlage nicht „schlagen“, sondern versuchten, ihn mindestens mundtot zu machen, besser noch, er ist ganz tot.

In unserer Gesellschaft wie auch in den Kirchen ist es notwendig, eine klare Haltung zu haben und diese auch durch Fakten belegen zu können. Jesus sagt: „Sag einfach ›Ja‹ oder ›Nein‹. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du dich vom Bösen bestimmen lässt.“

Wir wünschen allen den Mut und die Kraft eines Martin Luthers.

Vertrauen ist das Fundament

Als Jugendliche sangen wir inbrünstig folgendes Lied: „Sei ein lebend′ger Fisch schwimme doch gegen den Strom auf und wag es frisch Freude und Sieg ist dein Lohn. Nur die toten Fische schwimmen immer mit dem Strom lassen sich von allen andern treiben, haben weder Kraft noch Mut, was anderes zu tun, wollen in der großen Masse bleiben“. Die Strömung, der wir ausgesetzt sind, ist, einzelnen Menschen oder Gruppierungen möglichst blind zu vertrauen, deren Ziel darin besteht, gegen alle Anderen Misstrauen zu säen. Fakt ist: vieles in unserer Gesellschaft und unseren Kirchen verdient offene und sachliche Kritik, aber es steckt nichts dahinter, das mein Vertrauen grundsätzlich erschüttern sollte. Unsere Gesellschaft, unsere persönlichen Beziehungen, ja auch die Wirtschaft und nicht zuletzt der christliche Glaube ist auf Vertrauen gegründet – ein hohes Gut, das täglich neu erarbeitet werden muss.

Liebe und Hass…

Das Thema (grenzenloser) Hass lässt mich nicht los, deshalb heute nochmal dieser Gedanke. An dem Spruch von Nietzsche gefällt mir das Bild des inneren Feuers, sowohl bei der Liebe als auch beim Hass. Entscheidend ist, was für eine Glut in einem lodert, die sich durch Schüren zu einem mächtigen Feuer entwickeln kann. Bei der Liebe gibt es leider nicht so viele Schürer, da ist man oft auch auf sich selbst angewiesen, die Flamme zumindest aufrecht zu erhalten. Anders beim Hass. Es gibt unzählige Menschen und Kanäle, die dieses Feuer massiv schüren. Man muss „höllisch“ aufpassen, davon nicht erfasst zu werden. Als Christen leben wir, unerklärlicherweise, täglich von der Liebe Gottes zu uns, das hilft uns selbst und durch uns auch den Menschen in unserer Umgebung. „Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat.“ 1. Joh. 4,19

Starke Menschen können lieben

Tagtäglich vermitteln uns Nachrichten zunehmend Hass, der sogar in Gewalt umschlägt. Zu Hass fand ich folgende Beschreibung: „Hass ist ein Gefühl extremer Abneigung gegenüber Menschen oder einer Institution. Hass entsteht meist aufgrund einer tiefen seelischen Verletzung, der man glaubt, sich nicht wehren zu können.“ Hass kann sich leichter entwickeln bei Menschen, die wenig innere Stärke haben, um Enttäuschungen zu verarbeiten und sich dadurch ohnmächtig fühlen. Menschen, die viel Liebe erfahren haben, werden stärkere Persönlichkeiten und können besser lieben. Aber auch Menschen, die wenig Liebe erfahren haben, können Liebe lernen, dazu bedarf es Kraft und Mut, um eine starke Persönlichkeit zu werden und aus dieser Stärke heraus zu lieben. Christen können hier ganz einfach ein Zeichen setzen: „An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“ Joh. 13, 35     

authentisch sein können und dürfen

Das Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916) erweitere ich auf „authentisch sein“, was meint, dass mein Handeln und meine Haltung mit meinen Werten übereinstimmt. Es braucht viel Arbeit und Mühe zu entdecken, was meine Werte sind. Es braucht Mut, dies zu zeigen und damit angreifbar und verletzlich zu werden. Wichtig sind Menschen und Gruppen, in denen ich so sein kann und darf wie ich bin. Bei vielen geht der Trend in die andere Richtung. Hinauszuposaunen, was gerade ankommt, oder ganz das Gegenteil, so wenig wie möglich von sich preisgeben, so formulieren, dass man nicht angreifbar wird… In solch einem Umfeld gehört viel Weisheit dazu zu erkennen, bin ich hier überhaupt noch richtig, wenn ja, äußere ich mich bzw. wie äußere ich mich. Für gute Beziehungen ist „authentisch sein“ ein ganz entscheidender Faktor. Es lohnt sich, sich dafür einzusetzen.

Zu viel tun…

Unser heutiger Spruch hat mich im ersten Moment irritiert. Mir sind dann jedoch Situationen bewusst geworden, in denen ein „zu viel tun“ sich deutlich negativ ausgewirkt hat. „Zu viel“ heißt für mich, eine Person, eine Gruppe oder die Gesellschaft versucht einen „Rundum Service“ zu schaffen, bei dem Betroffene nicht aktiv eingebunden sind. Diese Passivhaltung (keine Aufgabe, Konsumhaltung) ist für mich der Nährboden für Undank. Das Prinzip „Geben und Nehmen“, Hilfe und Unterstützung geben und gleichzeitig einzufordern selbst aktiv zu werden, kann die Balance schaffen, die hier eine deutliche Besserung schaffen kann. Die Herausforderung liegt bei den Helfenden, einerseits sich zurückzunehmen und gleichzeitig Möglichkeiten zum aktiv werden aufzuzeigen und einzufordern. Hier ist Weisheit und Mut gegen den Mainstream gefordert. Das wünschen wir allen mit Gottes Hilfe.