Zeigen wo es langgeht aber nicht mitgehen

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Ein beliebtes Spiel unter Politikern ist es, sich nach einem Treffen vor den Fotografen mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger zu präsentieren, um damit zu demonstrieren, der oder die weiß, wo es lang geht. Vom Zeigefinger in der Waagrechten ist es meist nicht weit zum Zeigefinder in der Senkrechten.

Unser Text deutet an, den Weg miteinander zu gehen und damit zeigen, wo es lang geht.

Da kommt bei mir das christliche Bild zur Führung in den Sinn – Hirte sein, engen Kontakt haben zur Herde, die Herde durch persönlicher Beziehungen führen, die Herde schützen und verteidigen, verirrten Schafen nachgehen und helfen, ihre Verletzungen zu heilen.

Ein Hirte braucht keinen Zeigefinger, weder in der Waagerechten noch in der Senkrechten. Der Hirte ist eine Person, deren Potenzial sich nicht im Zeigefinger erschöpft, sondern der Hirte ist eine Persönlichkeit, die fest im Leben steht mit Bodenhaftung und einem klaren inneren Kompass, das gibt Orientierung und Sicherheit.-

Hirte sein ist auch das Bild für den christlichen Glauben: Jesus sagt von sich: „Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Joh. 10, 11). Was für eine Begleitung – bis zum Tod und darüber hinaus – Gott sei von Herzen Dank dafür.

Leben im SEIN

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Unser heutiger Spruch entkoppelt Wünsche von erfülltem Leben. Erfülltes Leben ist nicht abhängig von dem, was ich bekomme, auch nicht so sehr von dem, was ich bereits habe (bereits erfüllte Wünsche), sondern von dem, was ich bin. Das mag für manchen eine Herausforderung sein, wird uns doch eingetrichtert, du bist was du hast (besitzt): „mein Haus, mein Auto, mein Boot“

SEIN orientiert sich an inneren Bedürfnissen, eine positive Grundhaltung – trotzdem man schmerzlich Enttäuschung verarbeiten musste, vertrauen können – trotzdem man bereits mehrfach schmerzhaft Vertrauensbruch erlebt hat, lieben können – obwohl einem viel Hartherziges und Liebloses entgegenschlägt, vergeben können, auch wenn die Bitte um Vergebung ausbleibt…

Jesus sagt: „Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss“ (Joh. 10,10)

Aktuell sind viele Diebe unterwegs, um Hoffnung, Vertrauen und Liebe zu stehlen, wenn möglich sogar zu vernichten.

Gott gebe, dass jeder dieses Leben im Überfluss, den Kern des christlichen Glaubens, erfahren wird und damit erfülltes Leben leben kann.

Lust zu Gott und allen Geschöpfen

30Mainau zum 33. Hochzeitstag

Wir leben heute in einer Welt, in der versucht wird, wenn möglich alles zu regeln, um jegliches Risiko eines Fehlers so gut wie möglich auszuschalten. Solche Systeme erzeugen Passivität, Entfremdung, immer stärkeren Druck, um die Menschen zum Handeln zu bewegen, erzeugen Feindbilder und Angst gegenüber allem, was außerhalb des Systems steht, ganz besonders gegenüber denen, die aus Resignation das System verlassen haben.

Martin Luther hat vor 500 Jahren den Menschen die Augen geöffnet. Gott ist nicht Teil eines Systems, in dem die Gläubigen gegängelt, ausgebeutet und geknechtet werden. Luther beschreibt einen Glauben, der lebendig, der risikofreudig alles auf Gottes Gnade setzt mit dem Ziel, dass allein diese Erfahrung wirken soll, was Fröhlichkeit hervorbringt, Mut macht und Lust auf Gott und zum Umgang mit Anderen.

Eine Änderung im Sinne Martin Luthers ist heute vielerorts genauso notwendig wie damals. Ein Glaube, der allein auf Gottes Gnade setzt, an dem die Lust an Gott und den Nächsten sichtbar und spürbar wird, der mutig und fröhlich macht.

Gott schenke jedem durch seinen Geist, um sich von Luthers Überzeugung inspirieren zu lassen.

Was am Ende zählt: getan – gelebt!

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Wenn man sich in einem Tief befindet oder besonders kreativ sein will oder muss, können Träume beflügeln, d.h. aus dem Loch herausreißen oder gedanklich so abheben, dass einem neue, vielleicht sogar geniale Gedanken kommen. Träume können damit eine wichtige Impulsfunktion einnehmen.

Unser Spruch lenkt den Blick aber nicht auf den Anfang, sondern auf das Ende. Am Ende zählt eben nicht, was man sich erträumt hat, auch nicht was man alles geplant oder geredet hat, sondern ausschließlich was man getan oder gelebt hat.

Eigentlich eine Binsenweisheit, die aber heute leider bei vielen nicht mehr zählt. In jeglicher Form von Politik wird oft die Einigung auf einen Weg zur Lösung eines Problems schon so gefeiert, als wäre das Problem selbst bereits gelöst.

Was für ein Erleben ist es aber, auf eine gute Arbeit zurückzublicken oder gute Erlebnisse und Erfahrungen zu machen bzw. sie sich auf verschiedene Art und Weise wieder in Erinnerung zu rufen. Erich Kästner hat es einfach auf den Punkt gebracht: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Das gilt für Andere und genauso für einen Selbst und das gilt genauso für den christlichen Glauben „Was ihr einem getan habt … was ihr einem nicht getan habt…“(Matth 25, 31-46). Gott schenke jedem Kraft und Freude am Tun und (Er)Leben.

Reifer werden – inniger verbinden, schärfer trennen

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Bald sind wieder Äpfel, Trauben, Pfirsiche… reif, d.h. sie sind nicht mehr unreif. Unreif sind alle Obstsorten hart und nahezu geschmacklos, erst nach einem längeren Reifeprozess, zu dem ausreichend Wärme, Wasser und Nährboden vorhanden sein muss, wird das Obst nicht nur genießbar, sondern ein Genuss mit dem jeweils typischen Geschmack, der sich eindeutig unterscheidet von dem Geschmack anderer Sorten.

Reifer werden heißt eindeutiger werden, individueller und authentischer werden und damit immer weniger ein „Irgendjemand“, sondern einer mit mehr Klarheit in der Grundfrage, wer bin ich und wer bin ich nicht und damit mehr Linie im Leben zu haben. Mehr Linie bedeutet entschiedeneres Ja und entschiedeneres Nein in grundsätzlichen Fragen.

Jesus formuliert dies in seiner Bergpredigt knallhart: Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel (Matth. 5, 37).

Überlassen wir das Unklare, die Wurzel des Übels, den Unreifen. Zeigen wir, wo notwendig, klare Kante und gleichzeitig demonstrativ das Verbindende auf.

Lösungen brauchen andere Denkstrukturen als Probleme

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Ein Problem fällt nicht vom Himmel, sondern hat einen bestimmten Grund. Meist ist es eine Form von Egoismus wie Geltungsdrang, verletzter Stolz,… die das Denken prägt, daraus folgen Aussagen oder Handlungen, die ein Problem darstellen.

Unser Spruch sagt, dass es zur Lösung einer anderen Denkstruktur bedarf, sonst wird schnell das Ignorieren, Rechtfertigen, Bagatellisieren des Problems als Lösung verkauft.

Die wesentliche Änderung muss aus dem Eingeständnis resultieren, dass das Problem existiert, einer klaren Sicht auf dessen Auswirkungen mit einem tiefen Bedauern und dem festen Wunsch, die Folgen so weit wie möglich zu reduzieren und dafür Sorge zu tragen, dass dies zukünftig nicht mehr auftritt.

Nur in diesen Denkstrukturen ist es möglich, wirkliche Lösungen zu finden und den Willen aufzubringen, sie auch umzusetzen und damit das Problem tatsächlich aus der Welt zu schaffen.

Der Kern des christlichen Glaubens – Gottes Geschenk seiner Gnade für schuldig gewordene Menschen – demonstriert diesen Gedanken auf ganz besondere und manchmal unverständliche Art und Weise – Gott sei Dank dafür.

Wahrheit kann man nicht besitzen

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Die Teilnahme an einer Walbeobachtung ist geprägt von Hoffen und Suchen. Irgendwann kommt der Hinweis, noch weit entfernt ist hin und wieder etwas zu erkennen. Wir steuern in diese Richtung und ich hoffe, dass der Wal noch da ist, wenn wir den Bereich erreichen.

Dann plötzlich, ohne Ankündigung, sieht man ein wenig von seinem Rücken, der gleich wieder abtaucht, aber mit seiner Schwanzflosse weit aus dem Wasser ragt. Das geht eine ganze Weile so. Man weiß nie, wo und wann und ob er noch einmal auftaucht.

Wale kann man suchen, manchmal lassen sie sich finden, aber besitzen kann man nur einsperrte oder tote Wale.

Für mich ein wunderschönes Bild zu unserem heutigen Spruch. Jesus sagt: „Ich bin Weg, Wahrheit und Leben…“ (Joh. 14,6), man kann Jesus suchen, er lässt sich auch finden, aber keiner kann ihn besitzen – Gott sei herzlich Dank dafür.

Daheim ist, wo man verstanden wird

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Seit 3 Jahren habe ich ein mittlerweile völlig vertrocknetes Lebkuchenherz, auf dem steht „Dahoam!“. Das haben sich findige Planer in unserem Unternehmen ausgedacht und sollte als Motivation dienen, als wir alle „freiwillig“ in Großraumbüros einziehen mussten. Für mich zeigt dies, welche Methoden heute Organisationen einsetzen, um einem zu verkaufen, dass der Platz in der Organisation mein Zuhause ist, um damit den Leistungswillen noch weiter zu steigern.

Die Frage, der wir in dieser Spruchkarte nachspüren wollen, ist, wo bin ich wirklich zu Hause? Wo werde ich verstanden, wo werde ich nicht ausgenutzt oder wo muss ich keine Show mitmachen, sondern darf so sein wie ich bin – genau dort ist mein Zuhause.

Jeder Mensch sehnt sich nach solch einem Zuhause und braucht dies zum Leben. Ideal ist es, wenn dies in der Familie so ist; ein besonderes Geschenk ist es, wenn ich eine Kirchengemeinde habe, die sich darum bemüht, diesem Ziel gerecht zu werden.

Für Gläubige gibt es einen Gott, zu dem wir wie zu einem Vater jederzeit kommen können, der uns versteht – mehr als wir uns selbst!

Tiefgang im Leben

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Das heutige Foto zeigt eines von vielen Wrackteilen eines Schiffes, das 1948 bei Djúpalónssandur gestrandet ist. Das Besondere daran ist, der Strand mit den umherliegenden Teilen wurde als Museum deklariert, um die Erinnerung an dieses Unglück wach zu halten.

Sich erinnern an gestrandet sein, sich erinnern versagt zu haben und bewusst mit dieser Tatsache zu leben, d. h. nicht zu verdrängen, aber auch nicht daran zu Grunde zu gehen, das wird als Tiefgang bezeichnet, das einen Christen ausmacht.

Die entscheidende Frage ist, was wird als Versagen bezeichnet (frei nach Matth. 22, 36-40)?

  • Versagen in der Liebe gegenüber Gott
  • Versagen in der Liebe zu meinen Mitmenschen
  • und Versagen in der Liebe zu mir selbst

Sich an das eigene massenhafte Versagen zu erinnern und gleichzeitig in der Gewissheit zu leben, dass jeder, der Gottes Gnade angenommen hat, davon befreit wurde, schafft Dankbarkeit und gibt dem Leben Tiefgang.

Gott sei von Herzen Dank dafür.

Lieben heißt leben

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Es heißt landläufig, Liebe verändere einen Menschen. Das ist nicht ganz korrekt, wenn die Liebe bei dem Menschen, aus welchen Gründen auch immer (dauerhaft) abprallt, ändert sich gar nichts. Liebe führt zur Veränderung nur, wenn ich mich darauf einlasse, aber dann kommt es zur größten Veränderung, die es bei Menschen geben kann, die Veränderung zum liebenden Menschen.

Es gibt nicht wenige, die die größte Veränderung bei einem Menschen nicht wertschätzen können, weil für sie nur das Sichtbare und damit meist nur das Oberflächliche zählt, das Tun und Verhalten eines Menschen.

Der Wandel zum liebenden Menschen führt automatisch zu einem Wandel im Tun und Verhalten, was sich – je nach Persönlichkeit – ganz unterschiedlich zeigen wird, was bei Liebe kein Problem darstellt, weil Liebe mit Freiheit synchron geht.

Wer Veränderungen erreichen möchte, die einem festen Muster folgen, wird dies mit Liebe und Freiheit nicht erreichen können, sondern wird gezwungen sein, mit Druck zu arbeiten, was einfach ist und keiner Ausbildung und Qualifikation bedarf.

Gott ist das letztere fremd: „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.“ (1. Joh, 4,8).