Die Kernkompetenz im christlichen Glauben

Schispringen fasziniert mich ungemein, hier müssen Schi, Anzug, Anlauf, Absprung an richtiger Stelle und mit viel Kraft, Flughaltung – möglichst ohne Korrekturen – und Landung im Telemarkschritt kombiniert werden und das bei häufig wechselnden Winden, manchmal sogar während des Flugs. Bewertet wird die Weite und im gleichen Verhältnis die Haltungsnoten. Die christliche Disziplin scheint mir im Vergleich hier sehr viel einfacher, hier geht es nicht darum, viele verschiedene Faktoren aufeinander abzustimmen, sondern es konzentriert sich allein auf die Vergebung. Wer sich in der Kernkompetenz des christlichen Glaubens weiterentwickelt, kommt dem Mensch SEIN sehr nahe oder, wie Jean Paul es nennt, wird wirklich schön. Die Schönheit kommt, weil ich nur durch Vergebung mit Gott mit mir Selbst und meinen Mitmenschen im Reinen sein kann. Peter Maffay unterstreicht diesen Gedanken in seinem Lied „Woran glaubst du“ u.a. damit, …“wer vergibt dir, wenn du dir selbst nicht mehr vergeben kannst“. Im Vaterunser ist das ein zentrales Anliegen, „… vergib uns, wie wir vergeben …“ Wir wünschen allen, mit Gottes Hilfe in diesem Thema ständig zu wachsen.

Eure Rede sei JA oder NEIN

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Das Foto heute zeigt die Sonne in dieser Woche durch den Saharastaub etwas verschwommen und mir scheint, dass sich viele in der Kommunikation untereinander Sand in die Augen streuen, damit die Dinge nicht mehr so klar erscheinen, wie sie tatsächlich sind.

Beispiel, wenn jemand sich in einem Bereich dringend ändern sollte, redet man heute häufig von Handlungsfeldern oder vom Potenzial, das gehoben werden kann – wahrscheinlich sind es wenige, die aus diesen Formulierungen erkennen, es ist ernst, ich muss hier dringend was tun! Anderes Beispiel, jemand kommt mit einer Bitte oder einem Problem auf einen zu, mir ist das aber absolut unwichtig, aber ich traue mich nicht es zu sagen, dann kommt die Antwort: „ich nehme das Thema mit (auf die lange Bank)“.

Jesus sagt: „Sag einfach ›Ja‹ oder ›Nein‹. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du dich vom Bösen bestimmen lässt.“ Mt.5,37. Jesus formuliert es einfach, klar und deutlich und hat das auch so gelebt.

Mit Gottes Hilfe wünsche ich uns allen diese Klarheit, auch in der Kommunikation.

Masken machen einen verletzlich

 

Vorbei ist die Zeit der Faschingsmasken. Nicht vorbei ist die Zeit der Coronamasken, mit denen wir uns und andere schützen. Um diese beiden Masken geht es heute nicht.

Es geht um Masken, die Menschen sich zugelegt haben, weil sie anders erscheinen wollen als sie in Wirklichkeit sind. Im Alltag sprechen wir von Fassade oder Schein. Aus Angst werden Schwächen oder auch nur vermeintliche Schwächen vertuscht, im Extremfall sogar vor sich selbst.

Dieses zur Schau gestellte Auftreten als besonders Cleverer, besonders Starker, als besonders Frommer ist nicht stimmig – was andere spüren. Das führt zu Irritationen, was nicht ohne Reaktion bleibt, z. B. Distanz oder Verspottung, was zu noch stärkerer Verunsicherung führt und damit genau zum Gegenteil dessen, das eigentlich erreicht werden sollte. Jesus sagt, „Wenn ihr euch nicht ändert und so werdet wie die Kinder, kommt ihr ganz sicher nicht in Gottes himmlisches Reich.“ (Matth. 18,3).

Kinder sind (noch) unverbogen, haben ein Urvertrauen und zeigen sich so wie sie sind, wir nennen das authentisch. Übertragen heißt das: Wer vertrauen kann und authentisch ist, wird erfolgreich sein im Leben, das ist für Gläubige das Leben in Gottes Reich.

Mit dem Fließen von Tränen beginnt die Heilung

Wie froh ist man an einen schwülen Tag, wenn es gewittert und die Luft wieder „rein“ ist. Genau das drückt auch unser Spruch für einen ganz persönlich aus. „Du siehst alles ein bisschen klarer mit Augen, die geweint haben.“

Tränen haben etwas Reinigendes. Sie zeigen, dass eine Person Schmerz, Trauer und Enttäuschung zulassen kann. Solange Tränen fließen, hört alles andere plötzlich auf, für alles andere ist plötzlich kein Platz mehr, kein Platz, um einfach weiter so zu arbeiten, kein Platz momentan, um irgendeine Rolle zu spielen – wenn Tränen fließen bin ich bei mir selbst, ich spüre den Schmerz und gebe diesem Schmerz den Raum, den er braucht. Wer zulässt, dass Tränen fließen dürfen, ist bereits auf dem Weg der Heilung. Wenn der Schmerz sehr groß ist, müssen viele Tränen fließen, um wieder heil zu werden, denn Tränen haben eine ganz natürliche heilende Wirkung. Mit der Zeit wird wieder innerer Friede einkehren, der Blick wird wieder nach vorne gerichtet sein, Mut und Energie werden schrittweise wiederkommen.

Wir wünschen allen, besonders in dieser außerordentlich schwierigen Zeit, bei Schmerzen die heilende Wirkung der Tränen und die Gewissheit, dass gerade in solchen Situationen Gott besonders nahe ist.

Auf dem Weg zum inneren Frieden

Inneren Frieden zu haben, ist das größte Geschenk, das sich ein Mensch machen kann. Mit sich selbst im Reinen sein, keine Tabuthemen mehr. Für Gläubige bedeutet innerer Friede auch mit Gott im Reinen SEIN, auch hier keine Tabuthemen, ich komme zu Gott, so wie ich bin.

Unser heutiger Spruch ist ein Appell, doch in der Selbstreflektion finde ich hin und wieder Situationen, die mich gehörig aufgewühlt haben, und dabei merke ich, innerer Friede passt in so einem Moment überhaupt nicht. Meine Anstrengungen reduzieren vielleicht die Emotionen, aber bringen mir nicht inneren Frieden. Diese Erfahrung macht mir deutlich, das Ziel des inneren Friedens ist nur mit Ausdauer und Geduld zu erreichen.

Selbstreflektion hilft: was läuft bei mir ab, wenn bei einem bestimmten Verhalten ich mich so aufregen kann? Das Arbeiten an dem Thema, das sich vielleicht wie ein Eisberg zeigt, bringt einen dem inneren Frieden deutlich näher.

Johannes beschreibt den inneren Frieden wie folgt: „Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst.“(Joh. 14, 27)

Wir wünschen allen Gottes Segen auf dem lebenslangen Weg zum inneren Frieden.

Berührungen sind lebensnotwendig

Vorneweg: das Foto zeigt Reibereien um einen Platzverweis in der 13. Spielminute im DFB-Viertelfinale FC-Bayern gegen FC Heidenheim am 3. April 2019, das (leider) 5:4 endete. Wir wollen uns auf die Aussage „Reibungen erzeugen Wärme“ konzentrieren. Reibung ohne Berührung geht nicht, und damit sind wir beim Thema. Lebensnotwendige Berührungen müssen derzeit vermieden werden, auch gegenüber Einsamen, Kranken und Trauernden. Alternative zu den körperlichen Berührungen sind Gesten und Aktivitäten, die einen innerlich berühren, wie ein unerwarteter Telefonanruf, einen ohne vorliegenden Anlass geschriebener Brief, ein Überraschungspäckchen oder ein Lieferservice für leckere Sonntagsbrötchen. Das berührt andere und es berührt einen selbst, wenn man sieht was dadurch ausgelöst wird. Jesus sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matth. 7, 12). Vielleicht weiß der ein oder andere gar nicht mehr, was er will oder braucht, aber vielleicht wird er von einem anderem beschenkt und spürt nach langer Zeit, wie sich berührt sein anfühlt.

Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

Der heutige Spruch, scheint eine Binsenweisheit zu sein, jedoch meist höchst problematisch bei der Umsetzung im Alltag Etwas weniger Wichtiges/Dringendes wird plötzlich zur höchsten Priorität oder ein neues Thema kommt auf und wird zur höchsten Priorität zusätzlich zu den anderen bestehenden Themen. Dann kommt es nicht nur zu einer Verschiebung der Prioritäten, sondern es wird auch Druck aufgebaut, weil kein anderes Thema herunterpriorisiert/vernachlässigt wird. Es fällt oft leicht Themen hoch zu priorisieren, aber mir scheint, es fällt vielen extrem schwer, dafür etwas anderes zu vernachlässigen. Irgendeine innere Stimme sagt, „das darfst du nicht, das ist auch wichtig“, „das musst du trotzdem schaffen“ und am Ende ist man geschafft. Dieses Muster beobachte ich auch bei manchen Gläubigen. Die höchste Prio hat ganz klar Gottes Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, und trotzdem hat die genaue Befolgung der Gebote die gleiche Priorität – was für ein unglaublicher Druck mit der Folge, die höchste Prio wird reduziert zu einer Priorität neben anderen hohen Prioritäten. „Wenn alles gleich wichtig ist, ist nichts wichtig“ – Zitat eines Mathematikers. Wir wünschen allen mit Gottes Segen viel Kraft und Weisheit im Umgang mit diesem Thema.21

Der Sinn für kleine Dinge zählt

Es gibt Menschen, die schauen besonders auf die Kleinigkeiten und meinen oft, das Ganze sei die Summe aller Kleinigkeiten. Andere betrachten eher das Gesamte und finden es oftmals lästig, sich mit Kleinigkeiten beschäftigen zu müssen. Unser Spruch sagt frei formuliert, was zählt, ist das Gespür Kleinigkeiten wahrnehmen zu können. Beispielsweise
  • die Blüte oder die Eiskristalle am Wegesrand wahrnehmen und nicht in Gedanken ganz wo anders zu sein;
  • die Veränderung von Arbeitskollegen am Arbeitsplatz oder in der Videokonferenz wahrzunehmen, die evtl. durch besondere familiäre Belastungen hervorgerufen werden;
  • Menschen, die einem nahestehen und sagen, es läuft alles einigermaßen rund, und zu spüren, etwas stimmt trotz dieser Aussage nicht.
Gerade in unserer Zeit, wo Begegnungen aktuell drastisch eingeschränkt sind, ist dieses Gespür besonders wichtig um dann, wenn möglich mit viel Weisheit und viel Gespür, ein Gespräch oder Hilfe anzubieten oder zu organisieren. Wir wünschen allen in diesem Spüren mit Gottes Hilfe zu wachsen.

Gute Laune schmiert…das Leben

Manche sehen ein ½ volles Glas, andere sehe eher das ½ leere Glas, das ist im wahrsten Sinne des Wortes Ansichtssache. Bedenklich finde ich diejenigen, die bei einem vollen Glas nur sehen, dass es nicht randvoll ist und genau dies zum wichtigsten Thema machen, welches alle anderen Themen überstrahlt.

Ein Zitat von Michal Gorbatschow lautet: Man ist entweder Teil der Lösung oder Teil des Problems. Ich habe mich für ersteres entschieden.“

Wer sich auf Probleme konzentriert, dessen Blick ist im Wesentlichen darin gefangen. Ich leide an dem Problem und vermittle das Problem damit auch meiner Umgebung, ohne überhaupt etwas daran zu ändern.

Wer nach einer der vielen Lösungen sucht, weitet automatisch den Blick, ist engagiert, kreativ und am Ende ist die Freude groß über die gefundene Lösung, die das Problem erträglicher macht, reduziert oder sogar löst. Beeindruckend, wie mit dem aktuellen Stress in den Kliniken umgegangen wird, finde ich einem Video im Internet, in dem PflegerInnen, ÄrztInnen und SanitäterInnen kurzerhand zu einem aktuell Hit tanzen.

Der Glaube ist eine ernste Sache, hängt doch das Leben davon ab. Aber das Problem der Sünde ist ein für allemal gelöst. Deshalb ruft Paulus allen Gläubigen zu: „Freut euch im Herrn. Ich betone es noch einmal: Freut euch!“ (Phil. 4,4)

Wir wünschen allen, dass wir mit Gottes Hilfe in der Sichtweise für Lösungen wachsen.

Was bleibt…

An der Schwelle zum Neuen Jahr steht die Frage im Raum, was bleibt, wenn das Jahr 2020 vorbei ist. Für jeden selbst stellt sich früher oder später auch die Frage, was bleibt, wenn ALLES vorbei ist? Unser Spruch macht heute einen genialen Gedankensprung, was IST NICHT VORBEI, gerade wenn nichts bleibt? Das alles sind Fragen, die tief unser Menschsein berühren und uns bei der Suche nach Orientierung helfen. So sehr mir der Spruch gefällt, Paulus legt die Prioritäten gerade andersherum. Die Liebe vergeht niemals. Prophetische Eingebungen werden aufhören; das Reden in Sprachen, die von Gott eingegeben sind, wird verstummen; die Gabe der Erkenntnis wird es einmal nicht mehr geben. Denn was wir erkennen, ist immer nur ein Teil des Ganzen, und die prophetischen Eingebungen, die wir haben, enthüllen ebenfalls nur einen Teil des Ganzen. Eines Tages aber wird das sichtbar werden, was vollkommen ist. Dann wird alles Unvollkommene ein Ende haben… Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber am größten von ihnen ist die Liebe.“ (1. Kor. 13)

In dieser festen Gewissheit wünschen wir allen ein gutes Neues Jahr 2021.