
Vertrauen erhebt die Seele



In Sehnsucht vereinen sich zwei Aspekte, einmal das innige Verlangen nach einer Person, Dingen … und das Gefühl, durch dieses innige Verlangen enttäuscht werden zu können.
Beides trifft zu auf Gottes Sehnsucht: „Gott hat diese ganze Welt so in seiner Liebe umfasst, dass er seinen Sohn, der sein Ein und Alles war, hingab.“ (Joh. 3,16)
Die Sehnsucht Gottes ist so groß, dass er bereit ist, Enttäuschungen zu ertragen, dass Menschen ihm nicht vertrauen trotz seiner Liebe, die er mannigfach bezeugt. „Keiner, der sein Vertrauen auf ihn setzt, geht verloren. Wer aber ihm vertraut, der hat damit das Leben voller Ewigkeit.“
Der Mensch, nach dem sich Gott sehnt, ist nicht vollkommen, sondern einfach ein Mensch, der Gott vertraut. Und wie aus vielen Puzzlestücken mit der Zeit ein immer klareres Bild entsteht, so entwickelt sich auch der Mensch, ohne jemals ganz fertig zu sein – auch nicht im hohen Alter.
Wenn es Bereiche gibt, in denen keine Kontur erkennbar ist – was soll‘s, das ist für Gott nicht relevant, relevant ist für ihn allein das Vertrauen, dass ich durch seinen Sohn das Leben in Fülle habe und dieses Leben in großer Dankbarkeit gestalte.

Der heutige Spruch ist eine Aussage des Schriftstellers Robert Schneider in der „SWR1 Leute“-Sendung beim Thema „Putins Krieg in der Ukraine“. Darüber kann sich jeder selbst weiter Gedanken machen, dies wird hier nicht weiter vertieft.
Der Spruch macht eine grundsätzliche Aussage zur ganz persönlichen Haltung gegenüber der eigenen Schwäche. Unzweifelhaft hat jeder Stärken, jeder hat Schwächen. Schade ist es, wenn Stärken vorhanden sind, einem nicht bewusst sind und damit brach liegen. Richtig problematisch wird es jedoch, wenn es Schwächen gibt, die man sich selbst nicht eingesteht, d. h. wenn ich in dem Bereich nicht ehrlich zu mir selbst bin. Diese verdrängte Schwäche wirkt, wie alles, was verdrängt wird, was dazu führt, dass das Unterbewusstsein einen antreibt zu allem, was als Kompensation taugen könnte (Symbole der Stärke oder Machtdemonstrationen).
Welche Möglichkeiten ergeben sich bei diesem Thema aus dem christlichen Glauben? Wer sich bei Gott angenommen weiß mit seinen Stärken und mit seinen Schwächen, kommt auch in der Selbstannahme voran. Ein Angebot, für das wir Gott von Herzen dankbar sein dürfen




Der Spruch des Mathematikers Blaise Pascal beschreibt eine wichtige Lebenserfahrung. Nicht das ganz besondere Geschenk, jeweils zum Geburtstag, Weihnachten oder Hochzeitstag, sagt etwas über die Beziehung aus, sondern wieviel Zeit wir im Alltag miteinander verbringen. Für besondere Geschenke konzentriert man sich eine kurze Zeit, dann ist das Thema wieder weg.
Wenn ich mir regelmäßig Zeit nehme, wird mein Gegenüber zu einem Teil von mir und meinem Leben, das hat eine ganz andere Qualität.
Dies kann sehr gut auch auf die Beziehung zu Gott übertragen werden. Gott möchte nicht durch einmalige oder regelmäßige Leistungen (Askese, große finanzielle Spenden, besonderes Engagement oder Missionseifer…) beeindruckt werden, sondern möchte, dass ER ein Teil von mir und meines Lebens ist.
Der christliche Glaube ist eine Beziehungsglaube. Beziehungen müssen gelebt werden und können durch absolut nichts kompensiert werden.
Wir wünschen allen diesen gelebten Beziehungsglauben, jeden Tag.

„Leben leben“ ist nicht ein Thema unter vielen, wie auf der Landesgartenschau in Überlingen, sondern das entscheidende Thema.
Bei der Reflektion bin ich auf das Lied gestoßen, das vieles von dem ausdrückt, was ich formulieren wollte:
„Zwischen standing ovations und Reklamation Gähnender Leere und Faszination Zwischen schreienden Bildern und Bild ohne Ton Blindem Gehorsam und Revolution Zwischen alles wird anders und Monotonie Nichts überstürzen und jetzt oder nie Dem was wir nehmen und geben Ist alles wie es sein soll und wir sind am Leben
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt Und dieser Weg ein gutes Ende nimmt Dass uns vielleicht nicht immer alles gleich, Aber am Schluss der große Wurf gelingt Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt Und, dass wir mehr als nur ein Zufall sind, Dass dieser Weg in Richtung nirgendwo uns zurück an unseren Anfang bringt“ (Leben von Alexa Feser)
Gott segne unser Leben mit diesen Gedanken

Der Spruch fasziniert mich erneut. Er spricht einerseits von der eigenen Leistung, um Gott zu beeindrucken und anderseits sich selbst wieder in Ordnung bringen zu wollen.
Nach dem Ziel „rigoros werkeln für die eigene Rechtfertigung“ schlägt nun das Pendel in die andere Richtung aus. Es geht (nur noch) um mich selbst, mein Wohlergehen und Wohlfühlen. Engagement nur, wenn es mir selbst etwas bringt, Verbindlichkeit oder Zusagen – häufig Fehlanzeige.
Warum leugnen beide Aktivitäten das Evangelium?
Wer sich abschuftet, um bei Gott Anerkennung zu finden, braucht Gottes Gnade nicht, er meint, sich selbst rechtfertigen zu können durch eigene gute Werke.
Wer sich selbst in Ordnung bringen möchte, braucht auch keine Erlösung durch Jesu Kreuzestod, es ist der Versuch, über tolle Übungen es selbst hinzubekommen.
Das Evangelium ist ein unglaubliches Angebot Gottes an Menschen, das allein durch Gottes Gnade das Thema Schuld bei jedem Menschen grundsätzlich löst.
Dieses Angebot angenommen zu haben, heißt Leben. Dieses Leben wünschen wir allen.

Unser Foto zeigt das Monument für den Freiheitskämpfer Che Guevara. Wie Fidel Castro gibt es viele Plätze und Häuserwände in Kuba, wo diese Kämpfer überlebensgroß dargestellt werden, immer im Kampfanzug.Wen ständig Angst begleitet, muss immer auf der Hut sein oder anders ausgedrückt, geht im Kampfanzug durchs Leben. Bei einem Leben im Kampfanzug gibt es nur 2 Kategorien von Mitmenschen: entweder Verbündeter oder Feind.
Mir bereitet es Sorgen, wenn ich miterleben muss, wie die Zahl der Menschen in unserer Gesellschaft und leider auch in Kirchen zunimmt, die im Kampfanzug durchs Leben gehen.
Jesus thematisiert bei seiner Abschiedsrede die Angst: „Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten: Ich habe die Welt besiegt.« Joh. 16,33
Jesu kam in unsere Welt, um uns zu retten, das hat sein Leben und sein Reden geprägt. Auch Jesus hat harte Bedrängnis erlebt, das hat ihm aber nicht seinen inneren Frieden genommen. Jesus war sich des Beistands seines Vaters gewiss.
Dieses Vertrauen in Gottes Begleitung wünschen wir jedem.